Nicole, unterrichtet die Fächer Politik-Wirtschaft und Biologie an einem Gymnasium:
1. Es geht ja im speziellen um hochsensible Kinder. Seit wann ist der Begriff “Hochsensibilität” für Dich ein Begriff? Hast Du einen persönlichen Bezug dazu oder wie bist Du auf dieses Thema gestoßen?
Ich kann nun mit mehr Gelassenheit mit den mir so fremden Gefühls-Vulkanausbrüchen umgehen, habe mehr Verständnis, aber auch mehr innere Ruhe.
2. Hat sich für Dich persönlich oder auch in Deinem Job etwas durch dieses Wissen verändert?
4. Denkst Du, Menschen, die mit Kindern zusammenarbeiten sollten sich mit diesem Thema auseinander setzen? Was würde sich damit ändern?
4.Wie lange arbeitest Du schon in Deinem Beruf? Hast Du das Gefühl, dass sich die Kinder im Laufe der Zeit verändert haben?
5.In Deinem Beruf musst Du ja so einigen Anforderungen gerecht werden. Da sind zuerst mal die unterschiedlichsten Kinder, dazu die besorgten Eltern, dann gibts noch Vorgesetzte und ein Bildungsplan, der eingehalten werden muss. Wo sind hier für Dich die größten Herausforderungen?
Herausforderungen liegen da eher in den zunehmend bürokratischen Aufgaben, starren Lehrplänen aber auch zu besorgten Eltern. Die Kinder können i.d.R. so viel mehr, als wir ihnen zutrauen. So kommt es dazu, dass Kinder in der Schule über ihren Schatten springen und Dinge tun, die sie sich vorher nie zugetraut hätten. Statt ihnen die dafür zustehende Anerkennung zu geben, wird man von besorgten Eltern angerufen, wie man ihr armes Kind dazu zwingen konnte. Das ihr Kind den Sprung von sich aus gewagt hat (Sprechen vor der Gruppe, Unterstützung des Hausmeisters,..) ist für Eltern manchmal unvorstellbar. Dies führt zu Unmut und teilweise auch überstürzten Handlungen der Eltern. Ich finde das sehr schade: Inzwischen wird eher das Gespräch mit der Schulleitung oder dem Amt gesucht, statt mit der betreffenden Lehrkraft das vermeintliche Problem zu lösen. Dies hat bereits bei vielen, sehr engagierten Kollegen zu Frustration und Rückzug ihrer spannenden pädagogischen Angebote geführt. Diese Entwicklung schadet den Kindern sehr viel mehr, als es jeder pädagogischer Fehler könnte.
Ein weiteres Problem ist die Erwartungshaltung der Eltern, dass ihr Kind nur mit dem Abitur etwas werden könnte. Es gibt inzwischen so viele Möglichkeiten, auch ohne Abitur zu studieren und trotzdem wird vielen Kindern die Laufbahn am Gymnasium regelrecht aufgezwungen, obwohl sie an anderen Schulformen bzw. in einer Ausbildung sehr viel
mehr positive Erfahrungen machen könnten. Es wäre schön, wenn alle mehr die Aussage von Jesper Juul im Kopf hätten, dass wir nicht die Welt auf die Kinder, aber die Kinder auf die Welt vorbereiten können.
6.Was sind Deine persönlichen Herausforderungen im Umgang mit hochsensiblen Kindern (in Deiner Einrichtung)? Was könnte dies einfacher machen?
Hochsensibilität ja sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Und das sollte gleich zu Beginn des/ jeden Schulhalbjahres erfolgen, falls die Lehrkräfte der Klasse gewechselt wurden. So wäre jede Lehrkraft über die Unterstützungsmöglichkeiten informiert und kann die Besonderheiten rechtzeitig einplanen.
Zudem wäre es auch hilfreich, wenn sich Eltern betroffener Kinder austauschen mit den anderen Eltern der Klasse. Nicht alle Probleme basieren auf der Hochsensibilität. Wenn ein Kind sich in einem Fach verschlechtert, kann dies durchaus auch am zunehmenden Abstraktionsgrad des Faches am Gymnasium oder dem Schulformwechsel liegen.
7.Empfindest Du die Kommunikation mit Eltern von normalfühlenden Kindern und Eltern von hochsensiblen Kindern als unterschiedlich? Was genau ist anders?
8.Was sind Deiner Meinung nach die größten Schwierigkeiten in der Kommunikation zwischen Eltern und Pädagogen? Wo genau ergeben sich die Probleme?
- Wie schon gesagt:
In weiterführenden Schulen werden nicht immer alle Lehrkräfte über Besonderheiten in der Klasse unterrichtet, was auch an, leider inzwischen häufigen, Wechseln verursacht ist. Hier kann ein Brief helfen. - Es wird zu selten der direkte Kontakt zur entsprechenden Lehrkraft gesucht, das ist für alle Beteiligten misslich. Häufig klären sich viele Probleme im Kontakt sehr schnell auf.
- Es herrscht ein schlechtes Bild von Lehrern, sie seien faul und hätten immer nur Ferien, es wäre daher eine Frechheit, dass sie nicht in der gewünschten Uhrzeit Zeit für einen Termin hätten. Auch Lehrer haben zusätzliche Termine: Neben Konferenzen, Fortbildungen, Dienstbesprechungen, Beratungsterminen, Nachmittagsunterricht müssen wir genau wie andere unsere Kinder abholen, uns um Angehörige kümmern, korrigieren, Arzttermine wahrnehmen usw. Es wäre für die Gespräche hilfreich, wenn auch Eltern grundsätzlich davon ausgehen würden, dass wir ihr Kind gern unterstützen.
- Häufig wird vergessen, dass die Erziehungsverantwortung in erster Linie bei den Eltern liegt, aber auch die Schule einen
Erziehungsauftrag hat.
9. Wie würdest Du Dir eine gute Gesprächsbasis und eine angenehme Zusammenarbeit mit den Eltern vorstellen?
Aus meiner Sicht ist in der Regel ein terminiertes Gespräch (persönlich oder telefonisch) immer sinnvoll. Dazu sollten sich aber beide Seiten vorbereitet haben: Es sollte Eltern und Lehrkräften zuvor klar sein, um welches Problem es geht, was ggf. der Auslöser des Problems war und welche Lösung man sich vorstellen könnte, ggf. auf beiden Seiten. Leider werden Lehrkräfte am späten Abend telefonisch oder während des Weges von / zu der Schule „überfallen“- so können keine sinnvollen pädagogischen Absprachen getroffen werden. Zweckmäßig ist es in der Regel, die betroffenen Kinder einzubeziehen und ihre Sicht der Dinge zu erfahren. So fühlen sie sich ernst genommen und gesehen, halten Absprachen eher ein und lernen, sich ggf. selbst bei der Lehrkraft zu melden bei Problemen. Eigenständigkeit und Selbstwirksamkeit sollte als Ziel erreicht werden können.
10.Manche Eltern haben sehr große Erwartungen und Wünsche bezüglich ihres Kindes. Fühlst Du Dich manchmal auch missverstanden, nicht wertgeschätzt oder persönlich angegriffen?
Wertschätzung von Seiten der Eltern erfährt man noch zum Teil, aber es wird weniger. Mit der Aufgabe der Eigenverantwortlichkeit von Eltern und Schülern wachsen die Erwartungen, was Schule und Lehrkräfte
meistern sollen. Diese Erwartungen können so kaum erfüllt werden. Auch persönliche Angriffe nehmen zu. Mit emotionalem Abstand und Gelassenheit kann ich das Aushalten, bis der erste Ärger verpufft ist und man sich in Ruhe unterhalten kann. Andere Lehrkräfte, darunter auch hochsensible, leiden jedoch sehr unter solchen persönlichen Angriffen und reduzieren ihrer Arbeitszeit oder ihr Engagement.
11. Was wünschst Du Dir besonders von den Eltern? Was würde Dir die Zusammenarbeit leichter machen?
- Rechtzeitig kontaktieren und informieren
- Bei Problemen: Worum geht es ? / Wann war das Problem?/ Terminvorschläge für ein Gespräch/ mit Ruhe in das Gespräch gehen oder zumindest ankündigen „tut mir leid, aber ich muss erst mal Dampf ablassen“
- akzeptieren, dass Absprachen nicht nur in der Schule gelten müssen
12. Die Anforderungen in den Kindergärten und in den Schulen steigen immer mehr. Glaubst Du, dass ErzieherInnen und LehrerInnen allen Kindern gerecht werden können?
nein, dazu sind die Gruppen- / Klassengrößen in den Kitas und Schulen zu hoch. Zudem fehlt bei vielen das Wissen zu den Auswirkungen von Bewegungsmangel und es bleibt kaum Zeit für Gespräche mit Eltern.
13. Die Bedingungen in den verschiedenen Einrichtungen werden immer schwieriger. Nicht nur für die Kinder, ganz besonders für hochsensible, sondern auch für die Pädagogen. Hast Du manchmal das Gefühl, Du müsstest mehr machen, aber Dir sind die Hände gebunden bzw. Du hast einfach nicht die Möglichkeit?
In Bezug auf den Unterricht nein, aber in Bezug auf größere Probleme wie Vernachlässigung, Magersucht, psychische Probleme…
14. Gibt es Kinder, die Du gerne mehr unterstützen und fördern würdest, aber Du weißt nicht wie? Würdest Du Dir dabei mehr Unterstützung wünschen?
Ja immer wieder. Aber die Probleme sind so vielfältig, dass ich mir das „wie“ kaum vorstellen kann.
15. Das momentane Kindergarten- und Schulsystem wird ja leider nicht allen Kindern gerecht. Was müsste sich, Deiner Meinung nach ändern, damit es hochsensible Kinder leichter im Kindergarten und in der Schule hätten?
u.a. weg von den unsäglichen Gruppentischen, regelmäßige Ruhephasen mit geringer Lautstärke bzw. Ruhe-/ Leseraum, regelmäßige Bewegungsangebote in der frischen Luft mit Einbindung von Überkreuzbewegungen, Lärmschutzkopfhörer als Schuleinrichtung.
Sandra, Sozialpädagogin, Sozialarbeiterin im Jugendamt
1. Stell Dich und Deinen Beruf/Deine Arbeit bitte kurz vor. Was genau machst Du und mit wem genau arbeitest Du?
2. Es geht ja im speziellen um hochsensible Kinder. Seit wann ist der Begriff “Hochsensibilität” für Dich ein Begriff? Hast Du einen persönlichen Bezug dazu oder wie bist Du auf dieses Thema gestoßen?
3. Hat sich für Dich persönlich oder auch in Deinem Job etwas durch dieses Wissen verändert?
4. Denkst Du, Menschen, die mit Kindern zusammenarbeiten sollten sich mit diesem Thema auseinander setzen? Was würde sich damit ändern?
6. Wo siehst Du die größte Problematik in der Kommunikation mit den Eltern/ mit den Kindern? Was denkst Du, wie dies entstehen kann?
7. Kommen die Familien eher freiwillig zu Dir oder sind das Pflichttermine?
8. Fühlst Du Dich von den Eltern ernst und angenommen? Oder fühlst Du Dich oft angegriffen, bzw. sind die Eltern Dir gegenüber oft feindselig?
Meist fühle ich mich ernst genommen und akzeptiert. Natürlich entstehen im Auftrag des unliebsamen Jugendamtes auch mal feindselige Gefühle mir gegenüber, aber ich versuche das zu trennen von meiner Person. Es kommt mal vor, dass es mir nicht ganz gelingt.
9. Wirst Du auch persönlich angegriffen bzw. beleidigt? Wie gehst Du damit um?
10.Was ist für Dich persönlich die größte Herausforderung im Umgang bzw. in der Kommunikation mit Eltern bzw. Kindern?
11.Hast Du das Gefühl, dass Du immer neutral bleiben kannst, Persönliches außen vor bleibt?
12.Wann genau fällt Dir eine Zusammenarbeit besonders schwer? Wann besonders leicht?
13. Was genau würdest Du Dir von Deinem Gegenüber wünschen, damit eine gute Zusammenarbeit funktionieren kann? Was ist Dein eigener Teil dabei?
14.Gibt es noch etwas was Du den Lesern mitteilen möchtest?
Silvia, Schulsozialarbeiterin/ -pädagogin
1. Es geht hier im Speziellen um hochsensible Kinder. Wie ist denn Dein persönlicher Bezug zur Hochsensibilität? Wie bist Du zu dem Thema gekommen? Und was hat sich mit dem Wissen darüber für Dich verändert?
Ich bin von meiner direkten Kollegin (Schulsozialarbeiterin) auf das Thema aufmerksam gemacht worden, da sie das starke Gefühl hatte, dass ich HS sein könnte. Ich habe mich daraufhin in das Thema eingearbeitet/ eingelesen und nicht nur mich, sondern auch meine beiden Töchter ganz klar wiedererkannt.
Es verschafft Erleichterung, endlich zu erkennen, dass mein andersartig sein nichts schlimmes ist und ich damit nicht allein bin.
Es hilft mir, ein besseres Verständnis für meine Töchter zu haben, sie zu bestärken.
2. Denkst Du, Du hättest auch von dem Thema erfahren, wenn Du nicht persönlich “betroffen” wärst?
Das ist schwer zu beantworten, da ich ja auch ganz anders interessiert wäre an dieser Thematik. Ich denke jedoch, dass ich wahrscheinlich nicht oder eher zufällig von HSP erfahren hätte. Allerdings nicht so tiefgründig. Insgesamt glaube ich, dass die Thematik HSP in Schule keine Beachtung findet.
3. Gibt es viele hochsensible Kinder, mit denen Du zusammenarbeitest? Sind sich die Eltern, die mit Dir zusammenarbeiten meistens bewusst über die Hochsensibilität ihrer Kinder? Oder machst Du viele erst darauf aufmerksam?
Ich meiner beruflichen Tätigkeit findet HSP kaum Beachtung. Ich habe insgesamt, seit ich selber auf dem Kenntnisstand bin nur einzelne, wenige SchülerInnen mit HSP begleitet. In den vergangenen 3 Jahren als ungefähr 5. Leider sind auch die Eltern, mit denen ich gearbeitet habe, nicht über HSP informiert.
4. Das Thema Hochsensibilität ist eher noch ein Randthema und nicht jeder weiß etwas damit anzufangen. Für wie wichtig hältst Du es, dass Pädagogen sich mit dem Thema Hochsensibilität auskennen? Würde sich mit dem Wissen darum etwas in Bezug auf die Kinder ändern?
Ich persönlich finde es wichtig, dass es zumindest allen Pädagogen bewusst ist, dass es HSP gibt. Es muss nicht jeder ein Experte auf dem Gebiet sein, aber ich erwarte grundsätzlich, das Pädagogen sich auf die emotionale Basis der Kinder und Eltern mit denen sie arbeiten einlassen können, diese zumindest anerkennen und akzeptieren.
5. Du bist ja Schulsozialpädagogin, d.h. Du wirst meistens erst aufgesucht, wenn es schon Probleme gibt. Was ist Deine Hauptaufgabe mit hochsensiblen Kindern? Vermittlung bei Lehrergesprächen? Unterstützung im Schulalltag?
Die Gespräche mit HSK sind in der Regel für mich die angenehmsten in meiner Tätigkeit. Ich begleite und verstehe sie. Allein das Gefühl verstanden zu werden gibt den meisten HSK ein gutes Gefühl und trägt zur Steigerung des Selbstwertes bei. Wir arbeiten an zweifeln der eigenen Wahrnehmung und überlegen Wege, wie sie bei Schwierigkeiten mit anderen Menschen kommunizieren können.
6. Wie lange arbeitest Du schon in Deinem Beruf? Hast Du das Gefühl, dass sich die Kinder im Laufe der Zeit verändert haben?
Ich arbeite seit 10 Jahren als Schulsozialpädagogin. Natürlich verändern sich die Kinder. Die ganze Gesellschaft entwickelt sich weiter, wird technischer und setzt andere Prioritäten, das spiegelt sich im Verhalten der Kinder deutlich wieder.
7. In Deinem Beruf musst Du ja so einigen Anforderungen gerecht werden. Wo sind hier für Dich die größten Herausforderungen?
Kurz gesagt, es ist schwer sich an ein krankes System anzupassen. Das deutsche Bildungssystem ist nicht zeitgemäß, weist große Lücken und veraltete Reformen auf. Die Kinder in der Schule werden nicht gefördert sich selbst zu entfalten, sondern sich anzupassen. Es gibt gute Ansätze, in verschieden Projekten und innovative Lehrerinnen, die SchülerInnen da abholen, wo sie stehen, aber die Lehrerinnen sind nicht ausgebildet für einen Großteil der Aufgaben, den sie zu bewerkstelligen haben. Und auch ich bin in meiner Position oft mit Aufgaben konfrontiert, die eigentlich psychologischer Natur sind und daher eigentlich gar nicht meiner Zuständigkeit unterliegen sollten. Es belastet mich zu sehen, wie viele Kinder und Jugendliche durchs System fallen.
8. Was sind Deine persönlichen Herausforderungen im Umgang mit hochsensiblen Kindern (in Deiner Einrichtung)? Was könnte dies einfacher machen?
Es ist schwierig sich die Zeit zu nehmen oder zu bekommen um in Ruhe mit den Kindern zu sprechen. Der Zeitfaktor für Gespräche ist generell eines meiner größten Probleme im Berufsalltag.
9. Empfindest Du die Kommunikation mit Eltern von normalfühlenden Kindern und Eltern von hochsensiblen Kindern als unterschiedlich? Was genau ist anders?
Ich empfinde die Gespräche mit Eltern selbst sehr häufig als angenehm. Allerdings ist es bei normalen Eltern mit HSK sehr schwierig diesen zu vermitteln, dass ihr Kind ok ist. Es kommt in der Arbeit mit Eltern gar nicht so sehr darauf an, ob ihr Kind HPS ist oder nicht, sondern, wie groß ihr Interesse ist, sich in ihr Kind hinein zu versetzen, es zu unterstützen, zu akzeptieren und zu lieben. Denn leider ist das nicht bei allen Eltern immer so.
10. Was sind Deiner Meinung nach die größten Schwierigkeiten in der Kommunikation zwischen Eltern und Pädagogen? Wo genau ergeben sich die Probleme?
Ich habe oft das Gefühl, als beide Seiten sehr konfrontative Erwartungen an die Gespräche haben. Sowohl Eltern, als auch Lehrerinnen erwarten häufig, dass ihr Gesprächspartner nicht mit ihnen zusammen arbeiten möchte und das beeinflusst häufig von Anfang an die Gesprächsebene. Es ist als hätten die beteiligten oft vergessen, dass es immer und ausschließlich um eine Förderung und Unterstützung des Kindes gehen sollte.
11. Wie würdest Du Dir eine gute Gesprächsbasis und eine angenehme Zusammenarbeit mit den Eltern vorstellen?
Da sind wir wieder bei der Zeit! Als erstes sollten die Gespräche in einem angemessenen Zeitfenster und eine angenehmen Gesprächsatmosphäre stattfinden. Bei Kindern, denen es häufiger zu Konflikten, oder Unterrichtsverweigerungen kommt, sollten regelmäßige Gespräche stattfinden, in denen klare Strukturen und Hilfsangebote besprochen werden, die den Personen zugeteilt werden und beim nächsten Gespräch wieder überprüft werden. Nachhaltigkeit, Ganzheitlichkeit und Wertschätzung!
12. Manche Eltern haben sehr große Erwartungen und Wünsche bezüglich ihres Kindes. Fühlst Du Dich manchmal auch missverstanden, nicht wertgeschätzt oder persönlich angegriffen?
Jein. Ich kann verstehen, dass man für sein Kind das Beste möchte und es gut versorgt weiß. Ich finde es problematisch, wenn Eltern erwarten, dass ich quasi ihren Job übernehmen soll. Also hohe Erwartungen und selber keinen Beitrag leisten. Eigenverantwortung und Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen ist ein Standbein des Elternseins. Es ist auch
schwierig, wenn es immer nur darum geht das Verhalten zu rechtfertigen oder zu entschuldigen. In diesen Situationen fühle ich mich missverstanden und werde auch persönlich angegriffen, wenn den Eltern nicht klar ist, dass ich ihre Kinder unterstütze und
nicht verurteile.
13. Was wünschst Du Dir besonders von den Eltern? Was würde Dir die Zusammenarbeit leichter machen?
Ich wünsche mir, dass Eltern Zeit und Interesse für und an ihren Kindern haben. Dass sie eine wertschätzende und vertrauensvolle Basis haben und ihre Kinder bestärken ihren eigenen Weg zu gehen.
14. Was wünschst Du Dir besonders von den Lehrern? Welche Veränderungen wären hier hilfreich?
Eine Veränderung des Schulsystems… die Rahmenbedingungen stehen oft dem Aktionismus im Weg. Lehrer sollten das Ziel haben Wissen zu vermitteln, Kinder fürs Lernen zu begeistern und empathisch sein, aber das gibt der Lehrplan nicht immer her.
15. Gibt es Kinder, die Du gerne mehr unterstützen und fördern würdest, aber Du weißt nicht wie? Würdest Du Dir dabei mehr Unterstützung wünschen?
Ja fast täglich. Da meine Kollegin seit einem halben Jahr weg ist, bin ich mit einer halben Stelle allein und ohne kollegialen Austausch. Darüber hinaus bin ich zwar mit anderen Institutionen vernetzt, würde mir aber wünschen direkter mit Psychologen, Therapeuten und anderen Sozialpädagogen zusammen zu arbeiten. Die Vernetzung sollte mehr in den Alltag integriert sein.
16. Das momentane Kindergarten- und Schulsystem wird ja leider nicht allen Kindern gerecht. Was müsste sich, Deiner Meinung nach ändern, damit es hochsensible Kinder leichter im Kindergarten und in der Schule hätten?
Es wäre ein wichtiger Schritt den Mut zur Veränderung des Systems zu haben und die Bereitschaft das ganze anzugehen. Dann Schritt für Schritt in Kompetenzteams zu planen. Hier ist die Erfahrung und Sicht sehr vieler verschiedener Positionen gefragt. Wichtig wäre aber, dass alle das Ziel verfolgen, was brauchen unsere Kinder um besser und lieber zu lernen! Wenn ein Rahmenkonzept steht sollte es erst umgesetzt werden und dann möglichst bundesweit!
17. Gibt es noch etwas, das Du den Eltern bzw. den Lehrern gerne sagen würdest? Etwas, da Du Ihnen mit auf den Weg geben möchtest?
Seid achtsam und wertschätzend im Umgang miteinander und mit euch selbst!