Hochsensibel oder ADHS- so erkennst Du den Unterschied

ADHS ist inzwischen eine weit verbreitete Diagnose, die immer schneller gestellt wird. Heutzutage bekommen viele Kinder, die sehr lebhaft sind oder in der Schule nicht das gewünschte Verhalten zeigen, diesen Stempel allzu schnell aufgedrückt. Aber ist dies denn immer gerechtfertigt? Oft werden hochsensible Kinder nicht erkannt und rutschen in diese Spirale hinein. Dabei gibt es einige gravierende Unterschiede zwischen ADHS und Hochsensibiltät. Welche das sind und wie Du die Unterschiede erkennen kannst, zeige ich dir hier.

Viele Eltern sind verunsichert wenn es um das Thema ADHS geht, da diese Diagnose oft auch vorschnell herangezogen wird, sobald ein Kind auffällig wird. Doch nur weil ein Kind nicht komplett angepasst ist, muss es nicht gleich ADHS haben. Ich möchte hier keine Grundsatzdiskussion über dieses Thema starten. Denn hierzu gibt es die unterschiedlichsten Meinungen. Ich möchte vielmehr zur Achtsamkeit anregen, sich die Kinder genau anzuschauen, bevor geurteilt wird und sie möglicherweise unter einer falschen Diagnose leiden müssen. Außerdem möchte ich Eltern Mut machen, sich nicht von Lehrern, Erziehern oder Ärzten einschüchtern zu lassen, denn oft bringen diese das Thema ins Spiel. Doch sind diese nur selten Experten und kennen sich mit Hochsensibilität sowieso kaum aus. Du als Mutter oder Vater kennst dein Kind am besten und kannst es am besten einschätzen. Hier möchte ich dir Informationen geben, die dir dabei helfen können.

Leider gibt es noch wenige Forschungen über dieses Thema, deswegen beziehe ich die Informationen aus eigenen Beobachtungen, aus meiner ergotherapeutischen Arbeit mit Kindern als auch aus Fachliteratur. Dirk und Christa Lülling schreiben darüber in ihrem Buch: Mit feinen Sensoren und auch Birgit Trappmann-Korr hat einen sehr ausführlichen Bericht darüber in ihrem Buch: hochsensitiv- einfach anders und trotzdem ganz normal.

ADHS oder ADS?

Zuerst einmal möchte ich die Unterscheidung von ADHS und ADS hinweisen. ADHS bedeutet AufmerksamkeitsDefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom und wir kennen diese Kinder als die typischen “Zappelphillips”, die sich nicht konzentrieren können und ständig durch motorische Unruhe auffallen. Den Kindern mit einer ADS-Diagnose fehlt dabei die Hyperaktivität und man kennt sie eher als die “Träumerchen”.

Daher ist die Fehldiagnose bei hochsensiblen Kindern meistens ADS, da bei diesen Kindern die motorische Unruhe eher weniger im Vordergrund steht. Beim ersten Betrachten weisen Kinder mit einer ADS-Diagnose einige Gemeinsamkeiten mit hochsensiblen Kindern auf. Jedoch gibt es immense Unterschiede, wenn man genauer hinschaut.

Leider haben die meisten Erzieher sowie Lehrer in diesem Bereich kaum Erfahrung. Nicht zuletzt weil das Thema Hochsensibilität noch nicht all zu bekannt ist. Deswegen wird bei abweichendem Verhalten eines Kindes im Kindergarten und besonders in der Schule all zu schnell an ADHS bzw. ADS gedacht. Dies wird aber den hochsensiblen Kindern nicht gerecht.

Die Unterschiede:

Kinder mit ADHS weisen einige typische Merkmale auf, die sie ganz wesentlich auch von hochsensiblen Kindern unterscheiden.

Diese Kinder haben einen schwachen Reizfilter, d.h. sie nehmen äußere wie innere Reize deutlich intensiver wahr. Dabei sind sie sehr ablenkbar und können dies aber auch nicht steuern. So reagieren sie schon auf Kleinigkeiten und lassen sich von ihrer Tätigkeit ablenken und können nur sehr schwer zu dieser Tätigkeit zurück kommen.

Sie können sich dem nicht entziehen und sind dazu sehr Impuls gesteuert. Sie können Konsequenzen ihres Handelns auch nur schwer abschätzen und handeln oft, ohne davor nachzudenken. Prioritäten setzen können sie nur schwer und kommen von einer Tätigkeit zur nächsten ohne eine wirklich abgeschlossen zu haben.

Hochsensitive Kinder haben zwar auch einen schwachen Reizfilter, doch können sie dies eher kanalisieren und steuern. Sie können lernen damit umzugehen, sich dementsprechend den Reizen zu entziehen oder sie kognitiv zu verarbeiten. Dies ist allerdings recht anstrengend für diese Kinder und dadurch ermüden sie schnell. Impulsen geben sie nicht so schnell nach. denn vor jedem Handeln schätzen sie erst mal die Folgen und Konsequenzen ab. Außerdem können sie Prioritäten setzen und bleiben dann bei einer Sache, besonders wenn ihr Interesse dafür geweckt wurde.

ADHS-Kinder haben meistens eine starke motorische Unruhe und sind innerlich angespannt wodurch sie sich nicht lange konzentrieren können. Sie vermeiden daher Aufgaben, bei denen dies nötig wäre. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie dabei starken Reizen ausgesetzt sind oder nicht. D.h. bei Reizminderung tritt keine Verbesserung auf. So haben sie sowohl in der Schule als auch zu hause Probleme, sich über längere Zeit auf eine Sache einzulassen und zu konzentrieren.

Hochsensible Kinder hingegen haben zwar oft Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, wenn sie zu vielen Reizen ausgesetzt sind, aber sobald sie in einem ruhigen Umfeld sind, können sie sich lange auf etwas einlassen und bleiben bei der Sache. Auch können diese Kinder körperlich besser zur Ruhe kommen, besonders wenn sie nicht so vielen Reizen aufnehmen müssen.

Bei Schulkindern fällt das besonders beim Lernen auf, allerdings ist es auch schon bei jüngeren Kindern in Spielsituationen zu beobachten.

Ein weiterer gravierender Unterschied ist die Automatisierung der Lernprozesse. Kindern mit ADHS fällt dies sehr schwer, hochsensible Kinder haben damit weniger Probleme.

So können hochsensible Kinder Gelerntes meist sehr selbständig umsetzen, Kinder mit ADHS brauchen mehr Unterstützung und selbständiges Arbeiten fällt ihnen meist recht schwer.

Noch dazu können sie nach einer Ablenkung kaum wieder zu ihrer Aufgabe bzw. ihrem Spiel  zurück finden und sich erneut darauf einlassen. Hochsensible Kinder haben hier weniger Probleme. Sie können zwar durch innerliche oder äußere Reize abgelenkt werden, wenn dies aber verarbeitet wurde, können sie wieder an ihre begonnene Aufgabe anknüpfen und weiter arbeiten bzw spielen.

Beim Aufräumen ist ein weiterer Unterschied sehr deutlich erkennbar. So können hochsensible Kinder meist sehr strukturiert aufräumen und lieben die Ordnung. Kindern mit ADHS fällt dies jedoch sehr schwer. Sie beginnen doch sobald sie an einem Spielzeug Gefallen finden, lassen sie sich davon ablenken, beginnen damit zu spielen und vergessen ihre Aufgabe.

 

Hochsensible Kinder wirken oft etwas abwesend, dies liegt aber daran, dass sie oft in Gedanken versunken sind und über viele Dinge intensiv nachdenken und ihre Zeit brauchen, um Reize gut zu verarbeiten.

Kinder mit ADHS wirken oft sprunghaft in ihrem Verhalten, dies liegt daran, dass sie sich sehr leicht ablenken lassen und sie schnell Gefallen an Neuem finden. Außerdem suchen sie notfalls nach neuen Reizen, da sie viel Abwechslung brauchen.

Schwierigkeiten vor uns während der Schule:

Kinder mit ADHS:

Es gibt bestimmte Verhaltensweisen, die schon vor der Schule zu beobachten sind, manche treten aber auch erst zur Schulzeit auf, da hier die Ansprüche und Anforderungen an die Kinder enorm steigen.

So kann man bei Kindern mit ADHS schon früh eine gewisse Unausgeglichenheit sowie Ess- und Schlafprobleme beobachten. Dies resultiert auch aus ihrer oft vorhandenen inneren Anspannung. Außerdem sind sie motorisch unruhig, zappelig und besonders aktiv.

Auch haben sie schon früh eine gereizte Grundstimmung und sind nicht selten emotional unausgeglichen. Zu beobachten ist auch eine mangelnde Ausdauer beim Spielen, ihnen wird schnell langweilig und sie gehen zum nächsten Spiel über. Noch dazu fällt es ihnen oft schwer, in bestimmten Situationen adäquat zu reagieren.

In der Schule werden die Probleme meist noch intensiver oder fallen eben erst richtig auf. Die Anforderungen dort setzen diese Kinder meist sehr unter Druck. Durch die motorische Unruhe, die schlechte Konzentrationsfähigkeit und ihr oft sozial unangepasstes Verhalten fallen sie schnell auf. Meistens haben sie große Probleme mit dem Stoff mitzuhalten. Dies wiederum ist nicht förderlich für die Bildung eines gutes Selbstbewusstseins. Sie geraten unter emotionalen Druck und werden teilweise sogar aggressiv. Auch sind die sozialen Kompetenzen eingeschränkt und es fällt ihnen nicht selten schwer Freundschaften zu schließen und zu pflegen. In der Schule sind sie oft der Klassenclown.

Hochsensible Kinder:

Dass ein Kind hochsensibel ist, macht sich für gewöhnlich auch schon sehr früh bemerkbar. Hochsensible Babys wollen viel getragen werden und weinen oft mehr, doch sind sie motorisch meist nicht sehr auffällig. Im Kindergarten haben sie dann meistens größere Ablösungsprobleme und sind nicht gern in großen Gruppen. Dort beobachten sie oft von außen. Soziale Kontakte suchen sie von sich aus eher selten, da sie gerne auch für sich sind. Die meisten hochsensiblen Kinder sind eher introvertiert, jedoch gibt es auch die Ausnahmen der extrovertierten unter ihnen. mehr zum Thema hochsensible Kinder im Kindergarten kannst du hier lesen.

Sie können lange und konzentriert spielen und verlieren sich nicht selten ganz in ihrer Welt. Hier lassen sie sich auch nicht so leicht ablenken.

Hochsensible Kinder können sehr ausgeglichen sein, wenn die äußeren Bedingungen passen. Emotionale Ausbrüche entstehen meistens eher durch Überreizung oder eine neue ungewohnte Situation. Bekommen sie die Ruhe, die sie brauchen, um die Eindrücke zu verarbeiten, können sie sich meistens auch wieder beruhigen und kommen zur Ruhe. 

In der Schule sind sie oft sehr gute Schüler. Viele hochsensible Kinder sind zusätzlich hochbegabt hochbegabt. Da sie selbst einen hohen Anspruch an sich selbst haben, zeigen sie oft sehr gute Leistungen. Jedoch kann die Schulsituation sehr anstrengend für diese Kinder sein, da sie einer ständigen Reizüberflutung ausgesetzt sind. Der Geräuschpegel ist oft sehr hoch, was sehr anstrengend sein kann.

Der ständige Leistungsdruck ist schwer zu ertragen. Besonders in Prüfungssituationen versagen sie oft, da sie dem Druck nicht stand halten können und unter Beobachtung blockieren. Oder sie langweilen sich, da sie vom Stoff unterfordert sind. Dies kann auch zur Leistungsverweigerung führen.

Sie kommen teilweise auch mit dem Tempo nicht mit, was aber nicht damit zu tun hat, dass sie sich nicht konzentrieren können, sondern, dass sie zu sehr mit ihren Gedanken abtriften oder zu sehr über die Aufgabe nachdenken, da sie den tieferen Sinn bzw. Zusammenhang verstehen wollen.

Besonders für introvertierte hochsensible Kinder sind die sozialen Kontakte nicht immer einfach. Oft sind sie lieber nur für sich und beobachten und analysieren die anderen Kinder.  Se wollen deren Verhalten verstehen. Hänselein oder Ausgrenzung macht ihnen schwer zu schaffen. Sie stehen nicht gern im Mittelpunkt und können schlecht vor der Klasse reden.

In der Schule haben sie durch die Reizüberflutung oft Probleme sich zu konzentrieren. Zu hause in einer ruhigen Umgebung ist das aber kein Thema mehr.

Begleiterscheinungen:

Bisher ging es hier vor allem um Konzentration, Ausdauer, Auffassung und soziales Verhalten. Es gibt aber bei beiden Phänomenen eine Art “Begleiterscheinung”.

So haben Kinder mit ADHS oft noch Zusatzdiagnosen:

  • Lese-Rechtschreib-Störungen bis zu 30%
  • Rechenstörungen bis zu 30%
  • Tic-Störungen, etwa 10-20%
  • Autismus ca. 6%
  • Zwänge
  • hohe Unfallrate (durch unüberlegtes Handeln)
  • Störung des Sozialverhaltens, oppositionelles Verhalten (daraus resultierend eine höhere Rate von Straffälligkeit und Schulabbrüchen)
  • Schlafstörungen

(Birgitt Trappmann-Korr: hochsensitiv: einfach anders und trotzdem ganz normal)

Hochsensible Kinder:

Sie sind meistens auf mehreren Ebenen sehr reizoffen. So reagieren diese Kinder oft auf bestimmte Reize sehr extrem, wie etwa Gerüche, Geräusche oder Empfindungen auf der Haut. Auch sind sie meistens sehr empfänglich für Stimmungen und Gefühle anderer. Mehr dazu kannst du hier lesen.

Zum Abschluss möchte ich noch mal sagen, dass es das Wichtigste ist sensibel und achtsam mit deinem Kind umzugehen. Hochsensibilität ist keine Krankheit und braucht somit keine Diagnosestellung. Jedoch kannst Du natürlich auch Rat bei einem Arzt, Psychologen oder einer Beratungsstelle holen, wenn Du dir unsicher bist, ob es vielleicht doch ADHS oder eine andere Erkrankung sein könnte.

Mit diesem Artikel möchte ich lediglich die Unterschiede deutlich machen und zeigen, dass man nicht sofort in Panik verfallen muss, wenn dieses Thema aufkommen sollte. denn nicht jeder Verdacht bestätigt sich dann auch.

Um das ganze noch etwas übersichtlicher zu gestalten hier noch mal eine kleine Zusammenfassung:

 

Kinder mit ADHS Hochsensible Kinder
  • schwacher Reizfilter mit hoher Ablenkbarkeit
  • schwache Selbststeuerung
  • niedrige Konzentrationsfähigkeit durch große motorischer Unruhe und innerer Anspannung (Dauerzustand auch bei Reizminderung)
  • Lernprozesse können nur schlecht automatisiert werden
  • Bei Ablenkung Schwierigkeiten, zur Aufgabe zurück zu kommen.
  • verzetteln sich beim Aufräumen
  • handeln impulsiv, können Konsequenzen nur schlecht einschätzen
  • haben Probleme, Prioritäten zu setzen und einzuhalten
  • oft sprunghaft im Verhalten und leicht ablenkbar
  • spielen oft Klassenclown
  • schlechtes Durchhaltevermögen, meiden Aufgaben mit viel Durchhaltevermögen
  • oft Schlafprobleme, kommen schlecht zur Ruhe
  • oft innere Anspannungen und Stimmungsschwankungen
  • soziale Kompetenzen oft eingeschränkt
  • hohe Risikobereitschaft, suchen Abwechslung und Nervenkitzel
  • oft laut und aufgedreht
  • schwacher Reizfilter, aber Reizüberflutung kann kanalisiert werde.
  • können sich selbst steuern
  • in ruhiger Umgebung lange Konzentrationsfähigkeit
  • Lernprozesse können automatisiert werden
  • Bei Ablenkung können sie zur Aufgaben zurück kommen.
  • können strukturiert aufräumen, mögen Ordnung
  • Denken vor Handeln gründlich nach, kann Konsequenzen abschätzen
  • Können Prioritäten setzen und Ablenkungen aushalten/widerstehen
  • wirken oft abwesend, da sie sehr in Gedanken versunken sind
  • stehen nicht gern im Mittelpunkt
  • vor allem bei Aufgaben, die sie interessieren, haben sie sehr viel Ausdauer
  • hoher Schlafbedarf (Erschöpfung durch Reizverarbeitung)
  • wenn Umfeld passt eher ausgeglichen
  • sehr empathisch, bleiben aber gerne für sich
  • eher bedacht, gehen kein großes Risiko ein und vermeiden unbekannte Situationen ( bis auf die Ausnahme der High Sensation Seekers)
  • eher zurückhaltend (der Großteil der HSK ist introvertiert)

 

Austausch und Informationen hierzu und zu vielen weiteren Themen rund um hochsensible Familien findest Du in meiner neuen Facebook-Gruppe: Hochsensibel und löwenstark  und auf meiner Facebook Seite . Ich freu mich schon, dich hier zu begrüßen.

23 Antworten

  1. Hallo!
    Und dann gibt es noch die Kinder, die mit ADS und Hochsensibilität zu kämpfen haben…
    Wir haben schon recht früh gemerkt, das unser Sohn, inzwischen 15 Jahre, anders ist…
    Er konnte nur Socken ohne Gummizug tragen, diverse Hosen, Pullover, Unterwäsche
    “ drückten“, waren “ zu eng“, gewisse Stoffe konnte er auf der Haut nicht ertragen.
    Glitschiges wie Farbe, Marsch, ekelten ihn an, duschen-von wegen Wasser auf Kopf oder im Gesicht- war schwer und selbst die Nachbarn wußten genau“aha, er schreit wieder, er wird wohl geduscht“.
    Naja, das ADS wurde dann in der Grundschule festgestellt( also zur Grundschulzeit), die Sensible Ader blieb und äußert sich inzwischen noch vorrangig bei seiner Laken und Bettwäschewahl, sowie der Art und Weise, wie seine Decke, sein Kopfkissen zu liegen haben. Ganz glatt, ohne Knitterfalten…
    Genau dieses bringt uns in manchem Urlaub um den Schlaf, denn nicht alle Hotels verfügen über glatte Bettwäsche!!! Und wenn er nicht einschlafen kann, hält er alle wach!
    Desweiteren spürt er Stimmungen, Schwingungen sehr stark, mit Aggressionen kann er nicht umgehen, ist sehr schnell stresskrank, Migräne und Bauchweh…
    Ist für uns nicht immer einfach, „oh, er memmt wieder mal rum“, dabei wissen wir es ja eigentlich. Achja, und er reagiert unheimlich empfindlich auf Schmerz, wobei es egal ist, ob nur Zeh gestoßen oder Bein gebrochen, Schmerz scheint bei ihm wenig Abstufungen zu haben. Und Hypochondrisch veranlagt ist er auch….
    Wir lieben ihn aber genauso wie er ist, eben ein ganz besonderes Kind, und wir glauben auch, das man bei solchen Kindern nur mit Verständnis, GROßEN Pflastern und ganz viel Liebe weiterkommt!

    1. Das schreibst du so schön. Gaaanz viel Liebe! Das ist die Basis für alles 🙂 Trotzdem fällt mir beim Lesen noch das Thema sensorische Integration ein. So eine ausgeprägte taktile Abwehr könnte auch damit zu tun haben. Hab darüber auch einen Artikel geschrieben.

      1. Hallo Svenja,

        Genau das wollte ich auch sagen, dass eventuell eine Überreizung des taktilen System vorliegt (manche Kinder mögen auch keinen Sand an den Füßen). Im Kinder Bobath Kurs haben wir es als Taktik überinformiert bezeichnet.
        Ich bin Mutter von 3 Kindern und Physiotherapeutin und würde mich auch wahnsinnig über einen fachlichen Austausch mit dir freuen. Natürlich sind meine Kinder hochsensibel und wir haben mit meinem Mann schon lang bemerkt, dass sie „anders“ sind als die Kinder in unserem Umfeld.
        Momentan kämpfen wir gerade, dass unser 2. Sohn nicht von den Erziehern in eine Schublade (ADHS) gesteckt wird. Ich lese noch mehr als sonst und suche auch nach evidenzbasierter Literatur. Ich selbst überlege schon lange mich beruflich umzuorientieren und zu spezialisieren. Spannend falls ich, dass ihr im Ausland lebt (oder gelebt habt). Vielleicht kannst du dazu auch noch was schreiben, wie ihr die Umstellung gemeistert habt. Wo lebt ihr im Ausland, wie ist es mit der Schule? Zur Zeit schwebt mir viel im Kopf umher und ich denke viel über unser Bildungssystem nach, welches nur die Schwächen aufzeigt aber nie die Stärken….

        Viele Grüße

    2. Hallo, diese Sensibilität bezüglich Materialien, Schmerzempfindlichkeit, blockiert, sensibles Wahrnehmen usw hört sich etwas nach der taktilen Sensibilität meines Kindes an. Das geht ebenfalls Richtung Hochsensibilität, aber eher Richtung sensorische Integration. Das ist hier nämlich übrigens auch noch eine Möglichkeit. Es ist keine Behinderung oder ähnliches sondern eine Wahrnehmungsgeschichte die viel nach sich zieht und die man mit einem Ergotherapeuten (der in diesem Bereich auch spezialisiert ist!) verbessern kann! Man kann nämlich Desensibilisieren! Wichtig und Erfolgsentscheidend ist dabei, dass die Erfahrungen positiv verknüpft werden. Das gibt Kind und Eltern Lebensqualität zurück! Wenn nämlich nicht gemacht wird, wird es nicht besser. Im Gegenteil, die Kinder lernen lediglich damit zu Leben und als Erwachsener beeinträchtigt dass das Leben

  2. Hallo, bei meine Tochter wurde erst auch die Ads diagnostiziert. Dann war sie in eine Kinderklinik, wegen starke Kopfschmerzen, wo festgestellt wurde, dass sie Hochsensibles Kind ist!
    Ihre,, Sensoren,, nehmen viel mehr Reizen aus Umwelt, als bei normalen Menschen. Es wurde uns empfohlen mehr Ruhe und mehr Schlaf.
    Sie ist jetzt seit einem Jahr auf Gymnasium. Das Lernen fehlt ihr leicht an und sie hat super Noten

  3. Hallo Svenja.

    Dein Artikel hat mir wirklich sehr gefallen.

    Um einfach mal einen Abschnitt aus meinem Leben zu erzählen:
    Ich selbst, mittlerweile 22 habe richtig darunter gelitten, dass viele mich nicht verstanden haben. Im Kindergarten war alles noch super. Da war ich extrovertiert und sehr gerechtigkeitsliebend, habe mich da auch sehr stark um andere Kinder gekümmert, mochte aber auch meine Zeit allein. Kaum fing die Grundschule an, war mir einfach nur langweilig, es war zu laut, zu stressig, zu unorganisiert. Dabei sah es in meinem Zimmer immer aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Aber eben bei der Schule, wo ich mich konzentrieren und arbeiten wollte, ging es nie. Irgendwann gab es eine Situation mit meiner Lehrerin, die mich wohlgemerkt auch mies behandelt hat (Hallo Gerechtigkeitssinn), wo ich blockiert habe und sogar ab einem gewissen Punkt keinen anderen Ausweg mehr gefunden habe, als mich heftig körperlich zu wehren. Nein es gab da wirklich keinen anderen Ausweg, weil auch sie mich körperlich angegriffen hat. (Hätte ich doch nur gewusst, dass ich selbst als Kind die Menschenrechte besitze!) Was wurde dann so schön gesagt? ADHS. Dabei hat man mir einfach nur nicht zugehört, bzw mich nicht gelassen. Denn dem Druck, den sie ausübte, wollte ich nur logisch entkommen. Die Folge davon? Bis ich aus der Schule nach meinem Abi raus bin, Mobbing. Immer. Das letzte Jahr habe ich dann gelernt mich davon abzugrenzen, was wirklich schwer war.

    Deiner und auch viele andere Artikel haben mich dann jetzt, nach Jahren, auf die Hochsensibilität aufmerksam gemacht. Und genau die wurde mir während meiner Schule zum Verhängnis. Bitte nicht falsch verstehen. Ich fühle mich damit mittlerweile sicher und wohl. Aber als Kind ständig missverstanden zu werden, ist einfach nicht schön. Deshalb… egal ob ADHS, ADS, oder Hochsensibilität, sollte man den Kindern zuerst zuhören, anstatt gleich zu urteilen. Mir tut es für alle leid und weh, die falsch eingeschätzt oder behandelt werden. Leider gibt es zu viele unaufgeklärte Menschen. Und leider müssen die Kinder im Endeffekt am ehesten selbst sehen, wie sie da auf lange Sicht mit umgehen.

    Das war jetzt ein ganz schön länger Text. Im Endeffekt, auch wenn ich damit abgeschlossen habe, löst es trotzdem was in mir aus, das jetzt mal öffentlich zu schreiben…

    Jedenfalls sehr schöner Text, der einen Unterschied mal richtig verdeutlicht. Sollte man gerade auch den Leherern mal vor die Nase halten.

    Liebe Grüße
    Pia

    1. Finde es super toll was du schreibst. Wenn ich es lese, sehe ich genau die Situation in der sich mein Sohn in der Schule befindet. Ich möchte ihm so gern helfen, doch ich weiß nicht wie! Mit den Lehrern reden, Fehlanzeige! Wurde auch gleich gesagt ADHS. Und ich sollte im Retalin geben….! Absolutes NO GO. Höre das erste mal von dieser Hochsensibilität. Werde da mal in der Richtung, versuchen mir Hilfe zu holen.

      1. Ja leider wird das wirklich viel zu schnell herangezogen oft ohne fachlichen Hintergrund. Ganz wichtig finde ich wirklich, ob es unterschiede in der Schule und zu Hause gibt. Oft sind das Welten und es liegt ganz viel am Umfeld. Wichtig wäre hier wirklich zu prüfen, was genau deinen Sohn überfordert bzw. überreizt. Welche Bereiche sind betroffen und wie könnte man ihn unterstützen. Oft verschwinden dann das auffällige Verhalten von allein. Denn dies ist meistens die Reaktion auf nicht passende Umstände und Überforderung. Vielleicht könnt ihr mal in diese Richtung forschen.

        Löwenstarke Grüße
        Svenja

    2. Ich finde es mega wichtig, dass ADS nicht zwangsläufig bedeutet, dass man Medikamente nehmen muss. Medikamente können eine Hilfe sein, aber das ist nicht der einzige Weg mit ADS zu leben!
      Hochsensibilität, Gefühlsstark, ADS, ADHS und auch Asperger teilen die Reizoffenheit und viele haben diese intensiven Gefühle, zum Teil Wutanfälle… Es gibt zwischen Normal, ein bisschen anders und dringend Behandlung brauchen wirklich alle Abstufungen und verschiedene Wege mit der Eigenheit umzugehen!
      Alles Gute

    3. Hallo Pia,
      Ich würde mich gerne mit Dir austauschen, da Du mein Kind beschrieben hast. Ich würde gerne mehr erfahren,wie Du Dich als Kind verhalten hast. Ich bin selber hochsensibel. Manchmal denke ich, dass mein Kind ADHS hat,aber viele Symptome treffen auf ihn nicht zu.
      LG

  4. hi, der artikel ist schon eine weile „alt“, gibt mittlerweile viele neue erkenntnisse etc.: ich als adhslerin denke heute mit meinem wissen und dem leben mit adhs, es gibt nie einen grund zur panik bei der diagnose ads/adhs! das finde ich etwas unglücklich formuliert und in manchen punkten wird der artikel auch einem adhsler nicht gerecht. der artikel bekommt ganz leicht die tendenz, als ob adhs die unglücklichere störung wäre als hs. ich denke man kann beide störungen auf gleiche ebene stellen, da sich beide störungen extrem ähneln und ich auch glaube, dass es mischformen aus beidem gibt! der text suggeriert leicht, dass ein hs kind besser dran ist, als mit adhs. adhsler sind sehr oft überdurchschnittlich intelligent und leisten unter enormen energieaufwand extremes in qualität, schnelligkeit etc, sodass viele durch überanstrengung kaputt gehen. ein adhsler kann (leider) auf „20 hochzeiten gleichzeitig tanzen“ und muss sich ganz nebenbei nochmal 300 verschiedenen reizen/aufgaben/themen/gedanken stellen und bewerten, wie man am besten wann, wo damit umgeht. ein adhsler wird leider oft als vertrottelter klassenclown dargestellt. einige von diesen adhs-clowns überspielen damit ihre unsicherheit oder ihr „anders sein“ weil sie wissen wie verpeilt und chaotisch sie sind und sie wissen,dass sie sonst nur chaotisch und „merkwürdig“ wahrgenommen werden würden.
    viele adhsler u hypersensiblen kämpfen jeden tag mit dieser clownigen gute laune art um sich dieser strengen, leistungsorientierten gesellschaft anpassen zu können.
    ansonsten finde ich es sehr gut, dass immer mehr menschen sich damit befassen. wichtig ist, dass nicht-betroffene , umfeld, familie etc., verstehen was in und mit einem passiert, da viele der meinung sind wir hätten alle nur einen an der klatsche oder wollen uns wichtig oder interessant machen. nein, so ist es leider nicht, viele viele leiden sehr darunter. viele, die nach jahren auch massiv körperliche nebenwirkungen erfahren, wie hörstürze/ tinitus, herzprobleme, krebs, psychische erkrankungen und vieles mehr.

    1. Hallo S.F.,
      zu allem, was du hier geschrieben hast, kann ich nur JA und AMEN sagen. Genau diesen Eindruck und diese Gefühle hatte ich beim Lesen des Artikels auch. Ich selbst bin auch ADHS’lerin (was mir gleichzeitig diagnostiziert wurde als ich mit meinem Jüngsten vor ca. 25 Jahren Hilfe gesucht hatte). Wir hatten uns damals beide entschieden, keine Medikamente genommen, worüber ich heute noch froh bin. Mein Sohn ging eine zeitlang in eine Therapie-Gruppe, was ihm sehr geholfen hat, sich selbst zu reflektieren und ich habe mich sehr intensiv mit allerlei Lektüre damit beschäftigt. Jahre später erst wurde ich mit HS konfrontiert und mir wurde immer klarer, dass das mir gilt. Es ist einfach auch heute immer noch so, dass viele (guterzogene und anständige) Kinder mit ADHS im negativen Sinne abgestempelt werden, nur weil sie unkonzentriert, reizüberflutet und unruhig sind und mit (sorry) schlecht erzogenen Kindern aus sozial auffälligen Familien in einen Topf geworfen werden, wobei auch hier die Diagnose ADHS einfach schnell mal gestellt wird, ohne dass diese tatsächlich zutrifft, weil eben ganz andere Umstände die Ursache für deren Verhalten sind. Ich finde es toll, dass auf diesem Gebiet immer mehr Aufklärungsarbeit geleistet wird und würde mir wünschen, dass auch Mediziner sich mit der Thematik mehr auseinandersetzen und sie nicht immer nur mit einer Handbewegung wegwischen. Denn, wie hier schon mehrfach erwähnt, sind von ADHS Betroffene in der Regel hochsensible, empathische und künstlerisch begabte und einfach besondere Menschen. Sie müssen nur „erkannt“ werden – am besten schon im Kindesalter, damit ihr Selbstbewusstsein wachsen kann und sie sich im Erwachsenenalter entsprechend entwickelt haben. Hier würde ich mir mehr Unterstützung in der Beratung wünschen und dass die Mediziner nicht immer gleich mit einem Rezept winken.

  5. Liebe S.F. Deine Antwort hat mir sehr gut gefallen. Mein Sohn hat ganz bestimmt die ADHS Störung und als wir alle Untersuchungen in die Wege leiten wollte, spürte ich seitens der Schule Ablehnung. Das hat sehr geschmerzt. Wir haben dann ein Arzt getroffen, der uns gesagt hat, wir sollen das Kind therapieren und schauen, dass es ihn besser gehe. Eine Diagnose brauche man nur wenn man das Kind bei der IV anmelden wolle, vor allem aus finanziellen Gründen. Wir kämpfen seit nun 20 Monaten gegen die Diagnose, weil ich überzeugt bin, dass das Kind im Moment nur ohne Diagnose die gleichen Chancen bekommt. Seit wir der Lehrerschaft gesagt haben, dass der Arzt keine Diagnose feststellen kann, wird er wieder angenommen. Ich gebe zu, dass ich sehr gelitten habe. Jetzt wo ich sehe, dass unsere Therapien und Wege fruchten, geht es besser. aber es ist sehr schwierig alles.

    1. Vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ja das ist sicher kein leichter Weg. Das Thema ADHS ist ein sehr spezielles und für die meisten Eltern ist es nicht leicht damit umzugehen. Aber es ist immer wieder toll zu sehen, wie sich Eltern für ihre Kinder einsetzen. Ich wünsche euch weiterhin alles Gute für euren gemeinsamen Weg.

  6. Hi,
    grundsätzlich finde ich den Artikel sehr gut. Allerdings sind gerade bei der Beschreibung des ADS einige Fehler dabei. Auch ein AD(H)Sler kann sich auf etwas konzentrieren solange es ihn Interessiert (Hyperfokus). Dass kann soweit gehen, dass man neben dem Ofen sitzt und liest und das Essen verbrennt weil man einfach nichts mehr mitbekommt. Ich gehe auch einem Job nach in dem ich 80% Hochkonzentriert arbeiten muss ohne das ich damit ein Problem habe. Laut ihrer Beschreibung dürfte ich das als ADSler garnicht können. Und ein ADS-Mensch ist nicht unbedingt der Klassenclown. Auch unordentlich ist man als AD(H)S Mensch vor allem wenn man sein Chaos im Kopf nicht mehr in den Griff bekommt. An meiner Wohnung sieht man 1:1 wie es in meinem Kopf aussieht. Ich bin sehr Ordentlich manchmal schon fast zwanghaft Ordentlich, solange ich mein Kopfchaos unter Kontrolle habe. Man hat als ADSler oft eine zu hohe Sozialkompetenz. Genauso ist ein ADSler nicht zwingend Laut und aufgedreht das trifft nur auf ADHSler zu. Vielleicht sollte einfach besser zwischen ADS und ADHS unterschieden werden. Ich glaube das Abgrenzen der beiden Diagnosen ist nicht einfach weil es viele Überschneidungen gibt. Auch stellt ein Fachmann die Diagnose AD(H)S nicht mal eben so. Es dauert bis zu einem Jahr bis die endgültige Diagnose steht, da erst alles andere Ausgeschlossen werden muss.
    Viele Grüße
    Maria

    1. Hallo zusammen,
      was mir auffällt ist, dass es keinen Hinweis auf die vielen Betroffenen – Kinder wie Erwachsene – mit persistierenden frühkindlichen Reflexen (v.A. Moro-Reflex) gibt, einer Differenzialdiagnose, der man bei beiden Auffälligkeiten auf jeden Fall nachgehen sollte! Erwachsenen wie Kindern kann in dem Fall nämlich sehr gut geholfen werden, nichtmedikamentös mit einem gezielten Training, allerdings konsequent über einen langen Zeitraum. In Deutschland gibt es mittlerweile viele Reflextherapeuten, v. A. speziell zertifizierte Logopäden, und im Internet ausreichend Informationen dazu. Wir haben in der Familie und im Bekanntenkreis mehrere Betroffene, alle durchdiagnostiziert zum ADHS, die Meisten übrigens Hochbegabte, die Erwachsenen mit akademischen Abschlüssen und alle erlöst durch die erfolgreiche Reflextherapie – sowohl die ruhigen, typisch schlecht organisierten Introvertierten, als auch die hyperaktiven „Chaoten“. In der Regel treten diese fehlenden Rückbildungen nach schwierigen Schwangerschaften und schweren Geburten, sowie Kaiserschnitten auf und sind bei Säuglingen kaum wahrnehmbar, nicht jeder hat am Anfang gleich eine deutlich verzögerte Entwicklung o.Ä. . Aber schon in der Kita und dann Vorschule fallen sie typischerweise mit den ADHS-ähnlichen Symptomen auf. Bei nicht diagnostizierten Erwachsenen bleiben die Probleme, meist unter einer „dicken Schicht“ von Kompensationen, auffällig sind oft statische und persistierende Rückenprobleme, evtl. auch deswegen irritierte Physiotherapeuten.
      Da man den betroffenen Kindern durch die gezielte Diagnostik und Therapie die Stigmatisierung durch die ADHS-Diagnose ersparen kann, sollte man eine Testung beim Reflextherapeuten nicht außer Acht lassen. Und noch etwas, Dyskalkulie und Legasthenie gehen auch hier gerne mit einher und lassen sich dann sehr gut beeinflussen, daher auch die Spezialisierung einiger Logopäden. Zu den Hypersensiblen noch ein Wort. Ganz typisch für den persistierenden Moro sind die fehlenden Filter für alle äußeren Reize, was zur Überflutung und Überforderung führt. Mit der Therapie werden die Kinder stärker und fokussierter, sie können sich besser abgrenzen. Und aus ganz persönlicher Erfahrung kann ich sagen, die besondere Gabe der hohen Sensitivität (Gehör, Geschmack, Tastsinn etc.) geht einem unter der Rückbildung des Reflexes nicht!!! verloren, die Überforderung aber schon.

  7. Huhu,
    ich habe gerade diesen wirklich spannenden Artikel gefunden. Das Thema ADHS und ADS interessiert mich bereits eine ganze Weile, da meine Mutter mir im Erwachsenenalter gegenüber geäußert hatte, dass sie den Verdacht gehabt hätte, dass ich ADHS hätte.
    Allerding hat sie mich damals nicht darauf „untersuchen lassen“, da zu der Zeit ADHS noch kein so großes Thema war und oftmals noch sehr auf Gegenwind gestoßen ist. Vermutlich hat sie ein stückweit versucht mich vor dieser „Komplikation durch Ablehnung zu schützen“. Jetzt als Erwachsene hätte ich mir gewünscht, dass sie ihrem Verdacht damals nachgegangen wäre.
    Auch heute merke ich teilweise noch immer gleich Zwänge wie als Kind oder Verhaltensweisen die ich mir angeeignet habe und die sich auch nicht so einfach ablegen lassen.

    Als Kind war ich eher introvertiert, verträumt, konnte mich nicht auf meine Aufgaben konzentrieren und war schnell durch verschiedenste Kleinigkeiten abgelenkt. Als ich den Artikel gelesen habe, hab ich mich dabei ertappt wie ich zwischendurch dachte „Oh wow, das könnte über mich geschrieben sein…“
    Ich hatte große Probleme damit mich auf neue Themen in der Schule einzulassen und meist wenig Lust mich damit auseinander setzen zu müssen. Aus dem Grund war meine Konzentrationsdauer immer sehr gering, wenn mich das Thema nicht interessierte. Außerdem hatte ich große Probleme damit zuhause selbstständig zu lernen oder meine Hausaufgaben selbstständig zu erledigen. Hier saßen dann oft noch meine Eltern am Küchentisch mit dabei, aber wenn ich die dann alleine machen sollte und allein in meinem Kinderzimmer am Schreibtisch saß, war ich schnell abgelenkt und innerlich fast schon blockiert meine Aufgaben zügig und zuverlässig zu erledigen.
    Aber ich könnte so jetzt noch ewig weiter machen und zu jedem möglichen Symptom ein Alltagsbeispiel auflisten…

    Die Lieblingssätze meiner Oma an mich waren auch „Bummel nicht!“, oder „Komm in die Pötte“, „Zackig!“ einfach weil ich auch ein sehr verträumtes Kind war.
    Deswegen wollte ich darauf zurückgreifen, was vor mir schon ein paar Personen hier kommentiert haben… Man kann nicht immer klar trennen in ADS und ADHS. Bei mir trafen alle ADHS Symptome zu, aber auch viele ADS Symptome und je nach Situation war dann grad ein anderes Symptom im Vordergrund.
    So hatte ich neben allen ADHS Symptomen auch die Symptome:

    –> Wirken oft abwesend, weil sie in Gedanken versunken sind
    –> Stehen nicht gere im Mittelpunkt (wenn ich doch mal im Mittelpunkt stand hat mich das trotal gestresst)
    –> vor allem bei Aufgaben die sie interessieren haben sie eine hohe Ausdauer
    –> Hoher Schlafbedarf
    –> Wenn Umfeld passt eher ausgeglichen
    –> sehr empathisch, bleibt aber eher für sich
    –> sehr zurückhaltend

    Deswegen frage ich mich wie man bei diesem Themenbereich sauber trennen kann oder will, bei mir ging das nicht.

    Auf jeden Fall finde ich es sehr bedrückend, dass diese Themen teilweise im Umfeld nicht als normal wahrgenommen werden können und auf so viel Ablehnung stoßen.

    Liebe Grüße
    Natalie

  8. Moin,

    es sehr interessierter Artikel und auch viele interessante Kommentare. Ich selber habe eine Tochter mit einer sehr stark ausgeprägeten AD(H)S. Bei uns ist der (Schull-)Alltag ohne Medikamente nicht zu bewältigen und mir ist aufgefallen dass zwei Dinge so gut wie nie erwähnt werden:

    1. Die Diagnose AD(H)S, lässt sich durch Medikamentengabe bestätigen. Bei Menschen mit AD(H)S liegt die Hauptursache für die Symtome in einer gestörten Dopaminweiterleitung im Gehirn (ist sehr interessant, ich kann jedem empfehlen sich damit einmal auseinander zu setzen). Das bei stark ausgeprägter AD(H)S gegebene Methylphenidat reduziert den Dopaminrückfluss und sorgt so für gleiche Vorraussetzungen wie bei einem gesunden Kind. Bekommt allerdings ein gesundes Kind diese Medikamente, so dreht es am Rad.
    Daher wenn die Diagnose gestellt wurde und die Ärzte es empfehlen. Scheut ich nicht es auszuprobieren, aufhören könnt ihr damit ja jederzeit. Meine Tochter hat schon noch kurzer Zeit gesagt, es geht ihr viel besser damit.

    2. Es wird viel zu wenig zwischen einzelnen den beiden Ausprägungen und der Stärke einer AD(H)S unterschieden. Kurzgesagt ADHS und ADS unterscheiden sich sehr starkt voneinander. Zudem gibt es da noch die vielen verschiedenen Begleitsymptome, die das Gesamtbild nochmal sehr unterschiedlich prägen können.
    Bei der Stärke einer ADHS wird zum Beispiel offiziell gar nicht unterschieden. So kommt es häufig vor, dass man Sprüche hört wie „der hat doch auch ADHS und bei dem hat eine Ergotherapie ausgereicht. Warum gebt ihr dann Medikamente, dass muss doch nicht sein“. Wir haben bereits vieles ausprobiert bevor wir Medikamente gegeben haben. Auch ich war lange der Meinung, dass muss doch nicht sein und das Kind wird dadurch ruhig gestellt, aber dass ist ein weit verbreiteter Irrtum. Auf jeden Fall ist die AD(H)S bei meiner Tochter so starkt ausgeprägt, dass Schule und Interaktion mit anderen Kindern ohne Medikamente nicht möglich sind, zu Hause ist die Situation auch regelmäßig eskaltiert… Und selbst jetzt mit Medikinet kurz vor der erlaubten höcht Dosis müsen wir noch viel unternehmen um halbwegs gut durch die Schule zu kommen. Ich kenne auch andere Fälle, die kommen gut mit der kleinsten Dosis (5 mg) und ein wenig Sport über den ganzen Tag. Aber die Spannweite ist einfach sehr groß und trotzdem wird alles unter dem kleinen Wort AD(H)S vereint.

    1. Hi Tom, hi liebe andere Eltern,

      unsere Tochter ist noch sehr jung, gerade einmal 8 Monate. Jedoch ist der Alltag mit ihr so anstrengend, dass ich immer wieder an ADHS denken muss.

      Konntet ihr rückblickend schon etwas im Kleinkindalter erahnen?

      Unsere Tochter war ein extremes Schreibaby bis 4 Monate. Auch danach gab es fast täglich lange und intensives Geschrei. Bis heute kommen wir nur mit vielen Ausnahmen und viel Extraenergie durch den Alltag. Sie ist sehr launisch, Anziehen, Umziehen, Duschen, ein Lätzchen anziehen löst ständig Geschrei aus, vieles überfordert sie. Geräusche wie ein rutschendes Paket auf dem Boden etc erschrecken sie sehr. Auf der anderen Seite scheint sie Dinge gern zu entdecken und aufzusaugen, spielt viel und braucht viel Abwechslung. Sie ist bei uns oft ungehalten und fordernd, mit Besuch dann aber ein Sonnenschein und wickelt alle um den Finger.
      Schlaf ist ihr größter Feind. Ich muss dreimal täglich mit der Trage raus, damit sie annähernd genug Schlaf bekommt. Beim kleinsten neuen Geräusch ist sie wach. Das Zubettgehen ist nur mit Einschlafstillen, teils über lange Zeiträume möglich.

      Kinderwagen, Autositzschale hat nicht endendes Geschrei ausgelöst, sodass wir es aufgeben haben und nur im Ausnahmefall Auto fahren.

      Sie steht im Laufgitter seit sie 7 Monate ist, „erzählt“ viel und macht Geräusche. Ihr Muskeltonus fiel früh als erhöht auf, wäre aber nun normal. Sie stemmt sich ständig überall hoch. Wenn ich sie auf dem Arm halte, stemmt sie sich weg, bewegt sich ständig. Kuscheln scheint (leider) auch kein Bedürfnis zu sein, Nähe braucht sie aber schon. Sie trinkt immer hastig und reichlich. Kommt auch jetzt noch Nachts aller 2 Stunden zum Stillen. Am Tag mit den Reizen der Umgebung, turnt sie heftig an meiner Brust und kann kaum ordentlich trinken.

      Ihre Füße sind oft schweißnass.

      Wir geben unser Bestes ihr mit viel Einfühlvermögen zu begegnen, und haben auch viel elterliche Liebe, aber auch ganz viel Erschöpfung und Sorge vor der Zukunft.

      Selbst wenn jemand berichtet, dass es ähnlich war, würde es mir aber helfen mich einzustellen auf diese Thematiken. Daher Danke für jede Antwort!

      Schöne Grüße
      Anna

      1. Liebe Anna,

        dein Text hat mir Tränen in die Augen gerieben… bei unserem Sohn (inzwischen 13 Jahre alt) war es nicht annähernd so intensiv wie bei euch und trotzdem war es anstrengend. Ich sehe viele parallelen… schlecht geschlafen, viel geweint. Während andere da waren oder „Neues“ auf ihn eingeprasselt ist immer gut drauf und süß und danach aber min. 48 Stunden Unruhe und viele Tränen, andere durften ihn nicht anfassen, nur ich. Gelaufen ist er mit 11 Monaten…

        Wir haben unendlich viel ausprobiert uns auch extern immer wieder beraten lassen. Immer wieder Tics, Änderungen im Tagesablauf sehr schwierig, schulisch ist wirklich nicht gut obwohl er einen sehr hohen IQ hat. Nur schlechte Noten, Rechtschreibschwäche… Die Pupertät ist gerade nicht einfach aber der Leidensdruck ist auch bei ihm selbst so hoch, dass er jetzt alle Tests zu AD(H)S/ Hochsensibilität durchgezogen hat und wirklich erleichtert ist, dass er jetzt weiß, warum er anders ist und auch Unterstützung bekommt, damit umzugehen.

        Bei so kleinen Mäusen ist natürlich kein Denken an sowas und deswegen wollte ich dir nur kurz schreiben was bei unserem Sohn geholfen hat bzw. immer noch hilft (aber mit 13 ist man halt auch für vieles „zu cool“ ;-)). Zum einen sind/ waren es (Solfeggio) Frequenzen, diese kann man die ganze Nacht laufen lassen oder auch tagsüber. Und Erdung ist auch ein spannendes Thema… die Kinder, die nicht zur Ruhe kommen, fühlen sich so oft unverstanden und alleine und bei unserem war es schon immer zu beobachten, dass er unglaublich gerne draußen war, nackige Füße auf der Wiese und er war glücklich, zufrieden und ausgeglichen. Klar, im Winter etwas schwierig aber draußen sein, war bei uns immer die „Rettung“. Tagsüber geschlafen hat er eigentlich eh nur draußen. Ich hatte sehr schnell einen Cap-Holder für meinen seeeeehr starken Kaffee am Kinderwagen ;-). Es gibt einen tollen Film zum Thema „Erdung“, mir fällt nur leider partout der Name grad nicht ein…

        Und, was ich dir vermutlich nicht sagen muss aber bei uns lief nie der Radio oder der Fernseher… die Einschlafmelodie von der leicht vibrierenden Baby-Spieluhr… die war immer toll und wichtig.

        Ich wünsche euch ganz viel Kraft für eure Aufgabe und ganz viel Freude mit eurer wunderbaren Tochter, sie ist mit Sicherheit bezaubernd und hat sich genau die richtigen Eltern ausgesucht!

        Viele liebe Grüße aus dem verschneiten Bayern
        Nicole

  9. Wir sind auch mit beiden Themen konfrontiert und immer wieder gefordert passende Wege und Hilfestellungen in der Begleitung unserer Kinder zu finden. Beim Lesen fallen mir zwei Dinge auf, die mir in der Auseinandersetzung mit diesen Themen wichtig geworden sind. Das eine ist, das sich ADHS/ADS-Kinder sehr gut konzentrieren können! Die Frage ist einfach, ob sie intrinsisch motiviert sind. Da sind sie oft extrem konzentriert, diese kann aber auch ganz schnell wieder ändern. Die Hauptschwierigkeit zeigt sich bei allem, auf das sie bewusst ihre Konzentration lenken müssen. Darum fallen die Kinder auch mit zunehmendem Alter mehr auf, besonders in der Schule.
    Das Zweite ist, dass egal in welche Richtung es geht (Hochsensibilität, ADS/ADHS, Asperger…) sich die Hauptfrage stellt: wer leidet wie stark? Wie geht es dem betroffenen Kind, Geschwister, Eltern? Gerade, ob das Kind selber leidet und wie stark, finde ich recht schwierig zu merken.
    Für mich ist die Antwort auf diese Frage entscheident, welche Schritte vielleicht nötig sind. Ich habe zum Teil viel zu lange meinen eigenen Leidensdruck ausser Acht gelassen.

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