Leben mit Hochsensibilität – die 6 Schritte zu einem glücklichen und entspannten Leben

Viele Eltern fragen sich, wie ihr hochsensibles Kind der Hochsensibilität zurechtkommen soll. Hier zeige ich dir die 6 wichtigsten Schritte für einen entspannten Alltag, und eine glückliche Kindergarten- und Schulzeit.

Wenn Eltern herausfinden, dass ihr Kind und sie selbst womöglich auch hochsensibel sind, fühlen sie sich oft verunsichert. 

Wird es mein Kind schwerer im Leben haben als andere? 

Wie soll es mit der Hochsensibilität umgehen lernen? 

Wie kann ich mein Kind unterstützen? 

Ich kann dir eins verraten: Ein Leben mit Hochsensibilität kann ganz wundervoll, aufregend und bunt sein. 

Ich verrate dir hier die wichtigsten Schritte, die ihr zusammen gehen solltet, damit sowohl Alltag als auch Kindergarten und Schule mit deinem hochsensiblen Kind entspannt und harmonisch verlaufen werden.

1. Verstehe dein Kind und seine Wahrnehmung

Hochsensible Menschen nehmen ihre Welt im Außen und im Inneren anders, also intensiver wahr, was bedeutet, dass sie in bestimmten Situationen auch andere Dinge brauchen, um damit zurechtzukommen. Nun ist es so, dass sich die Hochsensibilität bei jedem Menschen anders äußert. Manche sind besonders geräuschempfindlich, andere nehmen Reize auf der Haut extrem wahr und wieder andere sind oft von eigenen oder fremden Emotionen überwältigt. Der Reizfilter ist quasi in unterschiedlichen Bereichen durchlässiger. Dementsprechend ist der Umgang mit dieser besonderen Wahrnehmung auch bei jedem anders. Jemandem, der auf Geräusche empfindlich reagiert, wird es helfen, sich keiner großen Lautstärke auszusetzen. Ein anderer, der Gefühle intensiv wahrnimmt, muss vor allem lernen, diese gut einzuordnen. 

So kann der Weg für jeden anders aussehen. 

Deswegen ist es im ersten Schritt erstmal wichtig, herauszufinden, wo genau dein Kind (oder auch Du selbst, falls Du ebenfalls hochsensibel bist) intensiv wahrnimmt, bzw. welche Reize ungefiltert ankommen. 

Das kannst Du herausfinden, in dem Du Dein Kind genau beobachtest und mit ihm sprichst: 

  • Worauf reagiert dein Kind besonders sensibel? (z.B. Geräusche, Licht, Geschmack, Geruch, Gefühle, Elektrostrahlung etc.)
  • Was bzw. welche Situationen vermeidet dein Kind? (z.B. Menschenmengen, laute Situationen in Kindergarten oder Schule, bestimmte Materialien auf der Haut etc.)
  • Wann reagiert es gereizt bzw. überfordert? (Nach Kindergarten oder Schule, bei Ungerechtigkeiten, wenn es zu laut, zu hell, zu kratzig etc. ist) 
  • Bei welchen Tätigkeiten ermüdet dein Kind schnell? (Wenn viel um es herum los ist? Bei Kindergeburtstagen, Familienfeiern? Bei Konzerten etc.)
  • Wo zeigt dein Kind “auffälliges” Verhalten (wird hibbelig, aufgedreht, gereizt, wütend, albern, weint)

2. Umstände anpassen und Kind stärken

Du musst Dir nun vorstellen, dass ein hochsensibles Gehirn quasi immer auf Hochtouren läuft, um die ganzen Reize zu verarbeiten, dies hat zum einen die Folge, dass hochsensible Menschen viel damit beschäftigt sind, sich vor einer Überreizung zu schützen, was wiederum sehr anstrengend ist. 

Zum anderen treten in unserer lauten, schnellen Welt häufig Situationen auf, in denen eine Überreizung/ ein Overload entstehen kann. 

Beides kann seltsames bzw. unverständliches oder auffälliges Verhalten zur Folge haben. (z.B. häufige Wutanfälle, Gereiztheit, Aggression, Rückzug, Rumalbern, Konzentrationsprobleme, psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen und Übelkeit, Schlafprobleme etc.) 

Für einen guten Umgang mit der Hochsensibilität ist es wichtig, Umstände zu schaffen, in denen der hochsensible Mensch nicht ständig überreizt wird. Dies ist vor allem im privaten Umfeld möglich. So kann man den Alltag anpassen, in dem man entschleunigt, Pausen zum Reizabbau einbaut, mehr Dinge tut, die guttun und weniger von denen, die überfordern.

Nun gibt es aber immer wieder Situationen, die man nur sehr schwer anpassen kann, z.B. Kindergarten, Schule und Arbeitsplatz. Im Idealfall kann man Möglichkeiten finden, die dem Kind bzw. dem Erwachsenen in diesem Setting helfen können. z.B. Kopfhörer in der Schule, Anbieten eines Ruheraums, Hilfe bei der Abgrenzung von Gefühlen etc.

Leider ist dies nicht immer möglich, dann geht es darum, das Kind zu stärken und ihm Möglichkeiten an die Hand zu geben, auch schwierige Situationen zu meistern. 

Dafür gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten und kommt auch auf die individuelle Hochsensibilität an. 

Dies können spezielle Atemübungen, Yoga, Bewegung, eine Pause einbauen, passende Mantren, in die Natur gehen u.v.m. sein. 

Es geht vor allem darum, dass das Kind (oder der Erwachsene) nicht in die Überforderung kommt und immer die Möglichkeit hat, das Zuviel an Reizen rechtzeitig abzubauen.

3. Erkenne die Zeichen von Überreizung

Jedoch ist dies nicht immer möglich und im hochsensiblen Alltag werden immer wieder Situationen auftreten, in denen eine Überforderung droht bzw. sich entlädt. 

Deswegen ist es wichtig, die Anzeichen zu erkennen, die das Kind gibt, wenn es überreizt ist. Dies kann sich auch wieder ganz unterschiedlich zeigen: 

  • fahrig, tollpatschig
  • Müdigkeit
  • Körperliche Unruhe
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Kind blödelt nur noch herum
  • Lachen in unangemessenen Situationen
  • Kind dreht total auf
  • Kind wird laut
  • Totaler Rückzug
  • Weinen
  • Extremes Schwitzen oder Frieren
  • Körperliche Anspannung
  • Übelkeit oder Kopfschmerzen
  • Auf Streit aus/ wird aggressiv
  • Errötung
  • Gesteigerte Herzfrequenz
  • Gesteigerter Blutdruck
  • Zittern
  • Hitzegefühl

Beobachte dein Kind genau und schau, wann es solches Verhalten zeigt. Dann ist es wichtig im nächsten Schritt Übungen und Strategien zu finden, die ganz konkret helfen, die Überreizung abzubauen und diese zum richtigen Zeitpunkt anzuwenden. 

Wenn es dir schwerfällt, dies zu erkennen, musst Du vielleicht zuerst bei dir anfangen. Nicht selten haben wir Erwachsenen den Bezug zu uns selbst verloren. Das heißt, wir können diese Anzeichen bei uns selbst nicht wahrnehmen, da wir den Umgang mit unserer Wahrnehmung und unseren Emotionen nie wirklich gelernt haben. Dann werden wir auch Probleme haben, das bei unseren Kindern wahrzunehmen. Wenn dies so ist, komme wieder in Verbindung zu dir selbst. Beobachte zuerst dich. 

Was zeigt dein Körper und deine Seele dir, wenn es dir zu viel wird? Wie fühlst Du Dich in verschiedenen Situationen? Wie fühlt sich das in deinem Körper an? 

Kleine Übung: Halte mehrmals am Tag kurz inne (baue dir am besten feste Zeiten ein). Atme dreimal tief ein und aus. 

  • Was spürst Du? 
  • Was ist los in deinem Kopf? 
  • Was spürst Du in Deinem Körper?

Mehr dazu auch in meinem Mini-Lernmodul: Überreizung erkennen 

4. Findet die richtigen Tools, Übungen, Strategien und kreativen Methoden

Wenn ihr nun gelernt habt, Euch besser zu spüren und die Zeichen zu erkennen, geht es im nächsten Schritt darum, zu schauen, was in diesem Moment hilft. Wichtig dabei ist es, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um passende Übungen, Strategien und Methoden anzuwenden. Denn ist ein gewisser Punkt überschritten, entlädt sich die Überreizung in einem emotionalen Ausbruch (Wut, Weinen, Rückzug oder Erstarren). Dann ist das Gehirn auf Autopilot und nicht mehr zu erreichen und es heißt jetzt aushalten, bis die starken Emotionen vorbei sind. Manchmal kann z.B. ein Wutanfall auch ein Tool dazu sein, die Reize zu verarbeiten. Dies gilt vor allem für jüngere Kinder, die noch keine adäquaten Strategien gelernt haben. 

Nicht jeder emotionale Ausbruch lässt sich also vermeiden, jedoch könnt ihr lernen, besser damit umzugehen und vorzusorgen. 

Das bedeutet also, sich eine Art Werkzeugkoffer anzulegen, in dem verschiedene Übungen, Strategien und kreative Methoden für die unterschiedlichen Situationen bereitliegen. Sodass auch schwierige Situationen leichter gemeistert werden können. 

Was genau in dem Werkzeugkoffer ist, kann stark variieren, denn jeder Mensch ist anders und braucht dementsprechend individuell passende Dinge. 

Dies kann sein: 

  • Bewegung bei Überreizung wie Trampolinspringen, Tanzen, Schüttelmeditation
  • Für den Ausgleich: Meditationen, z.B.: Gefühlsmeditation, Sinnesmeditation
  • Stärkung des Selbstbewusstseins: Erfolgstagebuch, Stärkespray etc.
  • Umgang mit Gefühlen: Gefühlskarten, Visualisierungen
  • Umgang mit Wut: Rauspusten, Boxsack, Raufen, etc.
  • Schlafen: Traumreisen, Sorgenfresser, gemeinsame Rituale
  • Atemübungen, Yoga
  • Ohr- oder Fußmassagen
  • u.v.m.

Mehr dazu auch in meinem Mini-Lernmodul: Übungsbuch für hochsensible Kinder 

Hier gibt es viele Anregungen und Anleitungen, damit ihr wirklich finden könnt, was zu euch passt. 

5. Hilf deinem Kind, selbst umzusetzen

Nun geht es darum, dein Kind dabei zu unterstützen, dies für sich selbst zu lernen. Je kleiner die Kinder sind, desto mehr Hilfe brauchen sie von außen, da sie sich auch noch nicht selbst regulieren können. 

Du kannst aber auch schon mit sehr kleinen Kindern beginnen, dies umzusetzen. Denn spätestens im Kindergarten oder in der Schule bist Du nicht mehr ständig bei deinem Kind, um diesen Prozess zu begleiten und dein Kind muss lernen, sich selbst wahrzunehmen und die Übungen umzusetzen. 

Deswegen ist es hilfreich, wenn Du so früh wie möglich damit beginnst, die Wahrnehmung zu schulen, in dem Du immer wieder verbalisierst, was Du wahrnimmst. (z.B. “ich sehe, dir ist gerade alles zu viel, lass uns mal eine Pause machen.”). Hierfür kannst Du auch Gefühlskarten nutzen oder auch die Belsatungsampel aus meinem Lernmodul Überreizung erkennen. So kann dein Kind seine Wahrnehmung besser einschätzen lernen. 

Sucht dann auch gemeinsam nach passenden Strategien und schaut, was da zu euch passt. Macht die Übungen gemeinsam, sodass dein Kind mehr Sicherheit bekommt, damit es diese dann später auch allein umsetzen kann. 

Ganz wichtig dabei ist auch: Sprecht nach der Übung nochmal, wie es deinem Kind nun geht. So kann es wahrnehmen, dass es wirklich hilfreich war und es sich danach besser fühlt.

6. Setzt um, passt an und verändert

Jetzt geht es darum, umzusetzen und auszuprobieren. Findet die Strategien, die wirklich zu euch passen. Alles, was hilft, ist gut!

Manchen hilft eine Meditation, andere stresst das nur. Manche brauchen Bewegung, andere drehen dabei auf.

Schaut also ganz genau, was für euch gut ist. Übt das ein, variiert, ändert ab und macht es so, wie es sich für euch richtig anfühlt. Es gibt kein Richtig oder Falsch!

Dies kann sich mit der Zeit auch verändern, so können neue Methoden dazukommen und andere weniger hilfreich werden.

Wichtig ist, dass ihr euren Weg geht, ohne zu vergleichen. 

Wenn ihr diese Schritte zusammen geht, werdet ihr die Hochsensibilität nicht mehr als Belastung sehen, denn ihr werdet eure Löwenkraft entdecken und gestärkt durchs Leben gehen. 

Wenn Du Dich mit anderen Eltern austauschen und auch regelmäßigen Input von mir bekommen möchtest, werde Teil meines Löwenclans und hüpf rüber in meine Facebookgruppe. 

Oder schreibe mich auch gerne persönlich an, ich bin gerne für dich da. 

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