Hochsensibilität- eine Modeerscheinung?

Hochsensibilität ist ein hochaktuelles Thema und kommt immer weiter in das Bewusstsein der Menschen. Auch öffentliche Medien beschäftigen sich immer mehr damit. Dabei werden auch die Stimmen immer lauter, die das ganze als eine Modeerscheinung abtun wollen. Ist es das wirklich oder was genau steckt hinter dieser Behauptung? Hier liest du mehr dazu:

Ein Phänomen der Neuzeit?

Zu aller erst möchte ich mit dem Klischee aufräumen, dass die Hochsensibilität eine Erscheinung der Neuzeit ist. Menschen mit diesem Wesenszug gab es wohl schon immer aber es gab keinen Namen hierfür. Die Forschung beschäftigt sich erst seit kurzem mit diesem Thema. Die amerikanische Psychologin Elaine Aron gilt als Pionierin in diesem Bereich. Sie begann in den 90er Jahren dieses Phänomen zu erforschen und prägte wesentlich den Namen “Highly Sensitive Person” (HSP, die hochsensible Person). Dadurch wurde das Thema erst richtig bekannt, was aber nicht bedeutet, dass es solche Menschen erst zu dieser Zeit gab. Man kann davon ausgehen, dass viele wichtige Persönlichkeiten unserer Geschichte hochsensibel waren. Sie galten damals oft einfach als etwas schräge Persönlichkeiten, sie brachten aber auch großes zu Stande. Man denke an die vielen Künstler, Musiker, Denker und Autoren. So gelten Friedrich Nietzsche, Carl-Gustav Jung oder auch Rainer Maria Rilke als berühmte Beispiele für hochsensible Menschen aus der Vergangenheit.

Welche Rolle spielt unsere moderne Gesellschaft dabei? 

Man darf auch nicht vergessen, dass unsere Lebensumstände insbesondere für feinfühlige Menschen immer schwieriger werden. Denn unsere Welt wird immer schneller, lauter und der Leistungsdruck steigt immer mehr. Gerade Menschen mit diesem Wesenszug, die die vielen Reize eben nicht so gut filtern können, reagieren besonders sensibel darauf und kommen häufig nicht mehr so gut damit zu recht. Dies wird besonders dann auch auffällig, wenn sie darauf mit psychosomatischen Beschwerden reagieren und Hilfe benötigen, um weiterhin mit ihrer Gabe in der Gesellschaft bestehen zu können. Dadurch fallen diese Menschen oft erst als etwas andersartig auf. Den viele sind wahre Meister in der Anpassung und es liegt schon gar nicht in ihrem Wesen, sich in den Mittelpunkt zu drängen. So sind sie oft einfach nur stille Mitläufer, bis sie an ihre Grenzen geraten und dadurch auffäälig bzw. sichtbar werden.

Jedoch betrifft dies auch nicht hochsensible Menschen. So können normalfühlende Menschen diesem Druck oft ebenfalls nicht standhalten und reagieren auf die permanente Überreizung mit Symptomen, die einer Hochsensibilität sehr ähneln. Sie werden dünnhäutiger und reagieren empfindlicher auf äußere Reize. Oft sind das Menschen, die unter Dauerstress stehen oder sich schon kurz vor einem Burnout befinden. Diese Menschen ordnen sich dann fälschlicherweise als hochsensitiv ein. Sicherlich kennen das die meisten Leute; sind wir gestresst und stehen unter Druck, reagieren wir oft sehr viel intensiver beispielsweise auf Geräusche oder wir nehmen Gefühle intensiver wahr.

Sicherlich rührt auch daher die steigende Zahl von vermeintlich hochsensiblen Menschen. Dabei ist der Unterschied relativ leicht zu erkennen. Menschen unter Dauerstress, verlieren die Symptomatik der hohen Reizoffenheit, sobald sie aus der belastenden Situation herausgenommen werden und sich wieder entspannen können. Hochsensible Menschen jedoch werden schon mit dieser Reizoffenheit geboren, behalten sie immer und können diese nicht einfach abstellen.

Empathie erwünscht!

Ein weiterer Grund dafür, dass sich immer mehr Menschen als hochsensibel betrachten ist sicherlich auch, dass vor allem Empathie immer mehr als erwünschte Eigenschaft gesehen wird. Überall hört man, wie wichtig empathisches Handeln ist. Auch in den Führungsetagen wird dies quasi schon als eine dringlich benötigte Eigenschaft verlangt. Deswegen wollen jetzt alle plötzlich super empathisch sein. Dies gilt in gewisser Weise schon als schick. Sicherlich gibt es auch viele empathische Menschen, aber dies bedeutet nicht unbedingt, dass diese auch hochsensibel bzw. hochsensitiv sind. Oftmals wird dies aber gleichgesetzt.

Du siehst, Hochsensibilität ist keine Modeerscheinung sondern ein ernstzunehmendes Phänomen, das es schon immer gab und für unsere Gesellschaft eine wichtige Bedeutung hat.

Was Hochsensibilität nicht ist:

Hochsensibilität ist auch keine Ausrede von Eltern feinfühliger Kindern, die damit angeblich verschiedene Problematiken auf eine einfache Weise abtun wollen. Diesen wird nämlich immer wieder vorgeworfen, dass sie ihre Kinder verhätscheln oder nicht “hart genug durchgreifen”. Oft wird diesen Eltern auch unterstellt, sich mit dieser “Ausrede” aus der Verantwortung nehmen zu wollen, wenn ihre Kinder im Kindergarten oder in der Schule Schwierigkeiten haben.  Dies ist jedoch auf keinen Fall so. Wer mit hochsensiblen Kindern zu tun hat, weiß, dass diese, einen auch immer wieder vor große Herausforderungen stellen können und es nicht immer einfach ist, den Alltag gemeinsam gut zu gestalten. So ist die Hochsensibilität sicher keine Ausrede sondern nur eine Erklärung für eine gewisse Andersartigkeit und die daraus entstehenden Verhaltensmuster dieser Kinder.

Und zum Schluss möchte ich noch mal betonen, dass Hochsensibilität auch keine Krankheit, psychische Störung oder ein Makel ist. Dies kann ich nicht oft genug betonen. Denn dieser Eindruck ist leider noch in den Köpfen vieler Menschen und dies wird hochsensitiven Menschen auf keinen Fall gerecht. Diese Menschen sind weder krank noch gestört, sie sind ganz normale Menschen, die die Welt ein wenig anders wahrnehmen und Stärken und Schwächen haben, so wie alle Menschen auf dieser Welt. Und so sollten sie auch behandelt werden.

Austausch und Informationen hierzu und zu vielen weiteren Themen rund um hochsensible Familien findest Du in meiner neuen Facebook-Gruppe: Hochsensibel und löwenstark  und auf meiner Facebook Seite . Ich freu mich schon, dich hier zu begrüßen.

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