Wir alle kennen sie und wir alle fürchten sie. Die Wutanfälle unserer Kinder! Meistens kommen sie scheinbar plötzlich und fast immer in den “ungünstigsten” Situationen. Manche Kinder können sich recht schnell wieder beruhigen bei anderen dauert es länger. Aber alle haben eins gemeinsam: Für uns Eltern und die Kinder bedeuten solche Situationen Stress und nicht selten fühlen wir uns ausgeliefert und wissen nicht, wie wir unseren Kindern helfen sollen.
Um mit diese Momente besser umgehen zu können, müssen wir erst mal verstehen, was dahinter steckt.
- Woher kommen Wut und Aggression?
- Was haben wir selbst damit zu tun?
- Und warum ist diese Emotion so wichtig?
Woher kommt die Wut eigentlich?
Wut ist eine Reaktion auf Frust. Und Frust kann kann viele verschiedene Ursachen haben (Verletzungen, Enttäuschungen, Trauer, unerfüllte Bedürfnisse, Reizüberflutung). Sei es, weil wir etwas nicht bekommen, was wir unbedingt haben wollen, weil wir zu vielen Reizen ausgesetzt sind oder wir ungerecht behandelt wurden. Die Liste ist lang aber eins ist immer gleich: Frust entsteht und diesem kann dann oft nur durch Wut und Aggression Raum gemacht werden. Der Unterschied ist nur, wie wir damit umgehen. Die meisten Erwachsenen haben bereits gelernt, dass es bessere Wege gibt, diese Gefühle zu kanalisieren, als zu schreien, um sich zu schlagen oder auch verbal zu verletzen. Wobei es auch mehr als genug Erwachsene gibt, die das immer noch nicht können. Im Normalfall lassen wir aber unseren Frust anders heraus. Wir rufen einen Freund an, lassen mal Dampf ab, machen Sport oder tun uns einfach sonst etwas Gutes für uns.
Kinder haben diese Methoden noch nicht gelernt, sie spüren nur den Frust oder die Trauer und das fühlt sich erst mal nicht gut an. Sie handeln impulsiv und lassen alles raus. Wie ein Vulkan bricht es oft heraus und ist dann auch nicht mehr zu kontrollieren.
Wichtig für uns Eltern ist es, zu verstehen, dass hinter jedem Wutanfall und hinter jeder Aggression ein nicht erfülltes Bedürfnis steckt.
Kein Kind ist absichtlich wütend, aggressiv oder verletzend. Meistens fühlt sich das Kind währenddessen oder hinterher selbst schlecht. Doch in diesem Moment kann es sich nicht kontrollieren und ist auf die Unterstützung der Eltern angewiesen.
Warum ist es so wichtig, die Wut zuzulassen?
Wut ist ein Gefühl, das uns zeigt, dass etwas nicht in Ordnung ist, dass ein Bedürfnis nicht erfüllt wurde und dass genauer hingeschaut werden muss, was hier schief gelaufen ist.
Wut kann man auch nicht einfach unterdrücken oder sich wegwünschen. Sie muss raus, sie muss sich Raum verschaffen und sie will gehört werden. Sie muss nur in die richtigen Bahnen gelenkt werden.
Wenn Wut ständig unterdrückt wird, sammelt sie sich nur und wird irgendwann unkontrolliert ausbrechen, eben wie ein Vulkan. Und dann ist man ihr wirklich ausgeliefert, denn dann ist sie zu groß um sie zu beherrschen. Viel hilfreicher ist es, sie wahrzunehmen, sie zuzulassen und sie kontrolliert abzulassen.
Je nach Alter ist es ganz unterschiedlich, wie das nun konkret aussehen kann und wie wir das Kind dabei unterstützen können. Wichtig dabei ist aber, dem Kind ein gutes Vorbild und ein guter Begleiter zu sein und ihm zu helfen, die passenden Strategien zu erlernen. So wird es sich auch hinterher nicht wieder schlecht fühlen müssen, weil es mal wieder Menschen und Dinge verletzt hat.
Auch sollte das Kind nicht für etwas bestraft werden, dass es nicht kontrollieren kann. Ein Kind, dass einen Wutanfall hat, kann in diesem Moment nicht anders, es ist nicht ansprechbar und kann sich auch nicht selbst regulieren. So sagt es das Wort “Anfall” schon ganz deutlich. Ein Kind, das einen epileptischen Anfall hat, würden wir ja auch nicht schimpfen und dazu auffordern, sich zusammen zu reißen und zu beruhigen. Wir würden es begleiten und schützen, damit es weder sich noch andere verletzt. Und genau so müssen wir uns das mit der Wut vorstellen. Das Kind ist nicht mehr handlungsfähig, da das Gehirn auf Kampf eingestellt ist und kontrollierte Handlungen blockiert.
Was bedeutet das nun ganz konkret? Wie kann ich damit umgehen?
Dies bedeutet nun nicht, dass wir einfach damit leben müssen, wir nichts tun können und es immer so bleiben wird. Wir sollten unseren Kindern Möglichkeiten an die Hand geben, den Frust und die Wut zu kanalisieren und auf eine gesunde Art und Weise auszuleben.
Wichtig dabei ist es, achtsam zu sein, denn so ein Wutanfall kommt nicht von jetzt auf nachher, es gehen ihm immer bestimmte Erlebnisse voraus. Nur sind diese oft nicht so sichtbar, aber genau dies gilt es zu verstehen.
Ein Beispiel hierfür ist die Abholsituation im Kindergarten. Viele kennen das bestimmt. Im Kindergarten ist alles gut, das Kind ist friedlich und verhält sich vorbildlich. Wir holen es ab und komme nach Hause und da explodiert es, scheinbar aus dem nichts, weil es vielleicht die falsche Sauce zum Essen gibt. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass es gar nicht um die Sauce geht sondern um das, was davor passiert ist. Das Kind war den ganzen Vormittag einer Vielzahl von Reizen ausgesetzt, hat versucht sich anzupassen und alles gut mitzumachen. Das war anstrengend und es ist einfach überreizt, es hat vielleicht das dringende Bedürfnis nach Ruhe und Ausgleich. Und nun kommt es nach Hause, in die gewohnte umgebung und kann einfach sein, wie es ist und da platzt alles heraus, der Frust verschafft sich Raum.
Hier wäre es enorm wichtig, dass dies schon abgefangen würde, bevor es zum Ausbruch des Vulkans kommt. Eine Art Stichkanal zu schaffen. So könnte man mit den Erzieherinnen in Kooperation gehen und versuchen, dem Kind im Kindergarten Möglichkeiten zu geben die Reize zu verarbeiten. Beispielsweise durch Ruhepausen in einem separaten Raum. Oder man gibt dem Kind direkt nach dem Kindergarten die Möglichkeit, sich abzureagieren. Bewegung ist hier ein gutes Mittel. Trampolinspringen, durch den Wald rennen, Fahrradfahren etc.
Ein anderes Beispiel ist der gefürchtete Wutausbruch an der Supermarktkasse. Den kennen wir wohl alle und wir würden wohl fast alles dafür tun, diesen vermeiden zu können.
Also, was hilft hier ganz konkret?
- Was ging dem ganzen voraus?
- In welcher Stimmung bzw. Verfassung befindet sich das Kind und auch wir selbst?
- Was wurde an diesem Tag schon erlebt?
- Ist das Kind müde, hungrig oder durstig?
Und, wie oft sind wir selbst denn schon schwach geworden und haben dem Kind doch gegeben, was es unbedingt haben wollte, nur um diesen gefürchteten Moment zu vermeiden?
So ein Supermarkt ist voller Reize; es ist laut, bunt und voller Gerüche. Das kann besonders für ein hochsensibles Kind sehr anstrengend sein. Vor allem nach einem anstrengendem Kindergartentag, wenn das Kind sowieso schon mehr als genug Reize zu verarbeiten hat. Dann wäre es sinnvoll, eben nicht direkt nach dem Abholen auf dem Heimweg noch schnell einkaufen zu gehen. Es wäre wohl besser, dem Kind erst mal die Möglichkeit zu geben, sich zu erden. Durch Bewegung, eine Mittagsruhe, Kuscheln oder einfach etwas allein zu spielen. Da muss jeder ganz individuell schauen, was dem Kind gut tut, um Reize zu verarbeiten. Danach ist es wieder aufnahmefähiger und nicht mehr in so großer Gefahr, allzu schnell überreizt zu werden.
Auch Hunger, Durst oder Müdigkeit machen anfällig, in die Wutspirale zu rutschen. Hochsensible Kinder nehmen diese Bedürfnisse oft sehr intensiv wahr und sie haben großen Einfluss auf ihr Gefühlsleben. Also sollte man darauf achten, dass das Kind vor einem Besuch im Supermarkt gegessen und getrunken hat und ausgeschlafen ist.
Auch ist es so, dass Kinder sehr lernfähig sind. Wenn es merkt, dass es eben doch bekommt, was es will, wenn es weint oder schreit, dann kann es sich dies durchaus auch merken und zu seinen Gunsten einsetzen. Dies ist nicht bösartig oder manipulativ sondern eigentlich sehr clever, denn für kleine Kinder ist das Ego entwicklungsbedingt noch sehr groß. Dies ändert sich erst mit zunehmendem Alter. So liegt es an uns, hier konsequent zu sein und nicht aus Angst oder Scham vor den Blicken der anderen eben doch nachzugeben.
All das kann jedoch nur vor einem Ausbruch helfen. Deswegen ist es so wichtig, achtsam zu sein, zu spüren, wann das Kind frustriert, überfordert oder überreizt ist und zu intervenieren bevor die Stimmung kippt.
Ist eine bestimmte Grenze überschritten und der Vulkan bricht aus, hilft nur noch Schadensbegrenzung. Das heißt ganz konkret:
- Das Kind aus der Situation nehmen.
- Es beschützen, dass es weder sich noch andere verletzen kann.
- Es begleiten, Sicherheit geben und zeigen, dass man für es da ist.
- Nicht schimpfen oder auffordern, sich zusammen zu reißen bzw. auf es einreden.
- Nicht verurteilen oder Konsequenzen androhen. Ein Kind sollte nicht für etwas bestraft werden, das es nicht beeinflussen kann.
- Auch Angebote, sich abzureagieren wie Trampolinspringen etc. funktionieren hier nicht mehr.
- Manche Kinder können sich noch darauf einlassen, zumindest nur auf ein Kissen zu schlagen als auf die Mama.
- Vielen hilft Körperkontakt, Festhalten, einfach da sein bis das Gewitter verzogen ist.
Ich weiß, dass das oft nur schwer auszuhalten ist und ich würde hier gerne etwas anderes schreiben, aber in diesem Moment ist die verständnisvolle Begleitung das einzige, was hilft.
Darum ist es so wichtig, vorzusorgen. Das heißt, es abzufangen bevor es zu einem Ausbruch kommt. Und genau da können wir unsere Kinder wirklich unterstützen in dem wir ihnen helfen, sich selbst zu spüren, ihr Bedürfnisse wahr zu nehmen und gut für sich zu sorgen. So sind sie am Anfang noch darauf angewiesen, dass wir Eltern achtsam sind und erkennen, welche Bedürfnisse gerade anstehen und ihnen zeigen, wie sie sich selbst regulieren können.
Das könnte bedeuten, dass wir erkennen, wann sie Gefahr laufen von Reizen überflutet zu werden. Für viele Kinder sind beispielsweise Familienfeiern sehr anstrengend und manchmal kaum auszuhalten. So könnten wir dem Kind die Möglichkeit geben, sich zurückzuziehen oder einfach früher zu gehen, wenn wir merken, dass es zu viel wird.
So spürt das Kind, dass es wahrgenommen wird und lernt, seine Grenzen besser kennen. Irgendwann wird es dann selbst merken, wenn es eine Auszeit braucht. Dies ist vor allem in Hinsicht auf Kindergarten und Schule sehr wichtig.
Auch kannst Du gemeinsam mit Deinem Kind herausfinden, was ihm gut tut und welche Strategien es anwenden kann, um sich selbst zu regulieren, Dampf abzulassen und Reize zu verarbeiten. Wie schon erwähnt, gibt es hierzu verschiedene Möglichkeiten und bei jedem Kind kann etwas anderes helfen. Bewegung und Sport sind immer gute Mittel vor allem in der Natur. Auch Rückzug bzw. Herausnehmen aus einer belastenden Situation sind hilfreich. Genau so Kuscheln, alleine Spielen, Schlafen, Hörspiel hören, Malen, über Erlebtes sprechen oder einfach nur in Ruhe lassen etc. Da gilt es gemeinsam heraus zu finden, was genau passt.
Wenn ein Kind dies gelernt hat, fühlt es sich auch nicht mehr so hilflos ausgeliefert und dies verhilft auch zu einem guten Selbstbewusstsein und macht gleichzeitig ausgeglichener.
Nicht immer wird es aber funktionieren, es davor abzufangen, damit es gar nicht zu einem Ausbruch kommt. Aber das ist vollkommen okay. Dann ist es wichtig, dass das Kind trotzdem das Gefühl hat, angenommen zu sein, und das es okay so ist. Deswegen sind hier Strafen oder Konsequenzen auch kontraproduktiv, da es nur das Gefühl bekommen würde, dass es nicht in Ordnung ist und etwas Böses getan hat.
Das Kind lernt aber auch noch etwas ganz wichtiges, wenn es Situationen der Wut durchlebt: etwas auszuhalten und durchzustehen, auch wenn es nicht nur schön ist. Mit der Zeit wird das Kind immer besser lernen, damit umzugehen, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und für sich zu sorgen. Aber es wird auch immer wieder Situationen geben, in denen der Frust eben nicht vermeidbar ist und auch damit muss ein Kind lernen umzugehen, denn sonst wird es nie wirklich mit Problemen fertig werden bzw. sofort aus der Bahn geworfen.
Dies bedeutet eben auch nicht, dass es immer darum geht, sofort jedes Bedürfnis zu erfüllen, denn das wird nicht immer gehen und auch dies müssen Kinder lernen.
Soll ich mit meinem Kind darüber sprechen?
Während einem Wutanfall ist ein Kind nicht ansprechbar, denn im Gehirn laufen nun Abläufe ab, die das Kind nicht kontrollieren kann. Da hilft weder gutes Zureden, noch Erklärungen und schon gar keine Drohungen oder Schimpfen. Zwar kannst Du durch einen ruhigen Ton beruhigend wirken, aber der Inhalt kommt so gut wie nicht an.
Ob und wann Du nun mit Deinem Kind über diese Situation sprichst, hängt ganz von der Situation ab.
Wichtig ist, zum einen, dass Du die Situation genau betrachtest und schaust was davor schon passiert ist, damit es zu so einem Ausbruch kommen konnte. Zum anderen, dass das Kind sich wirklich beruhigen konnte. Sprichst Du zu früh mit ihm darüber, kann es unter Umständen dazu führen, dass das Kind wieder zurück in die Emotion fällt.
Es kann jedoch durchaus hilfreich sein, mit dem Kind zu besprechen, ob etwas vorgefallen ist, ob es im Tagesverlauf frustrierende Situationen gab oder ob es wegen irgendetwas traurig ist. Denn wenn man weiß, was vorausging, kann man das nächste mal auch besser intervenieren. Und eben auch mit dem Kind Strategien erarbeiten, wie anders mit einer solchen Situation umgegangen werden kann.
Dabei kommt es auch immer auf das Alter des Kindes an, denn mit zunehmendem Alter können sie eben auch mehr verstehen und auch schlussfolgern.Aber es ist erstaunlich, was selbst schon junge Kinder wahrnehmen und ausdrücken können.
Es ist immer vorteilhaft, wenn Kinder lernen eigene Bedürfnisse und Emotionen zu erkennen und auch zu benennen. Vor allem für hochsensible Kinder ist das wichtig, denn dies ist auch beim Thema Abgrenzung notwendig. Hochsensitive Kinder nehmen Stimmungen und Gefühle auch von anderen sehr stark wahr und um diese Gefühle nicht als eigene zu übernehmen, ist es wichtig, dass sie sich selbst gut spüren können. Das Verbalisieren von Gefühlen kann hier sehr hilfreich sein.
Was hab ich selbst damit zu tun?
Wir sind nicht nur Unterstützer sondern auch Vorbilder.
- Wie gehst Du mit Deiner Wut um?
- Kannst Du sie zulassen?
- Wird sie unterdrückt?
- Wird sie destruktiv ausgelebt?
Du kannst Dir sicher sein, dass Dein Kind immer spürt, was in dir vor sich geht. Etwas zu unterdrücken oder zu verleugnen macht keinen Sinn. Für Kinder sind unausgesprochene Emotionen oft schwierig zu verstehen und sie werden sofort gespiegelt. Vor allem hochsensible Kinder haben ein gutes Gespür dafür.
Deswegen ist es besser die Gefühle zu benennen. Ja Du darfst auch mal wütend sein. Das ist menschlich und okay. Es kommt aber auch bei Dir darauf an, wie Du damit umgehst. Du kannst Deinem Kind auch verbalisieren, was los ist damit es dies besser einordnen und nachvollziehen kann.
Ein ganz wichtiger Aspekt ist aber auch, wie wir uns selbst bei einem Wutanfall unseres Kindes verhalten. Ruhig bleiben ist die Devise! Aber das ist oft leichter gesagt als getan. Vor allem als hochsensibler Elternteil ist es oft sehr schwer, das durchzustehen und nicht selbst aus der Haut zu fahren, was die ganze Situation nur noch verschlimmern würde. Umso wichtiger ist es, dass Du auch immer gut für Dich selbst sorgst, denn wenn Du ausgeglichen und in Deiner Kraft bist, sind solche Situationen leichter zu meistern. Bist Du gestresst und sowieso schon an Deinen Grenzen kann Dich sowas ganz schön aus der Bahn werfen. Stell Dich also nicht immer hinten an, vor allem Mütter tendieren ja dazu. Nimm Dir auch Zeit und Raum für Dich. Das ist keineswegs egoistisch sondern notwendig. Nur wenn es einem selbst gut geht, kann man auch gut für andere sorgen.
Wenn Dich solche Situationen immer wieder über die Maßen triggern, könnte das ein Zeichen sein, da nochmal genau hinzuschauen. Was genau macht es mit Dir und auf welche Verletzungen könnte dies zurückzuführen sein? Wenn uns bestimmte Situationen immer wieder aus der Bahn werfen, kann das ein Hinweis auf Themen des inneren Kindes sein. Vielleicht gibt es etwas aus Deiner Kindheit, das sich dadurch Gehör verschaffen will und angeschaut werden sollte.
- Wie wurde mit Dir umgegangen, wenn Du wütend warst?
- Wurde Wut zugelassen?
- Wurde Wut verteufelt oder unterdrückt?
- etc.
Außerdem sollten wir unseren Kindern immer gut zu hören und ihnen zeigen, dass wir für sie und ihre Sorgen da sind. Wenn Kinder Sorgen, schlechte Erfahrungen und Frust in sich hineinfressen, kann es auch irgendwann zu einem Ausbruch kommen. Deswegen ist es hilfreich, immer in gutem Kontakt mit den Kindern zu stehen, damit man ihre emotionale Lage kennt, die Kinder sich wertgeschätzt fühlen und sich auch mal ausheulen bzw. “auskotzen” können. Deswegen ist es wichtig, dass die Kinder immer das Gefühl haben, dass wir ein offenes Ohr für sie haben, wann immer sie es brauchen. Auch damit kann schon einiges abgefangen bzw. in die richtige Bahnen gelenkt werden.
Ein wichtiger Punkt hierbei ist auch, dass verbale oder physische Gewalt nicht persönlich gemeint ist. Ein Kind, das während einem Wutanfall verletzt, macht dies nicht absichtlich, es kann in diesem Moment nicht anders. Das heißt, wenn es Dich beschimpft, solltest Du das nicht persönlich nehmen und nicht gekränkt sein. Bleib da ganz bei Dir und nimm es Dir nicht zu Herzen, geh nicht darauf ein und vor allem, mach Deinem Kind hinterher keine Vorwürfe. Es wird sich deswegen sowieso schon schlecht genug fühlen.
Wird es irgendwann besser?
Ganz klar ist es, dass kleinere Kinder erst lernen müssen, mit ihren Emotionen umzugehen. Sie müssen Erfahrungen machen, in denen sie diese Emotionen leben können und wir als Eltern haben die Aufgabe, sie darin zu begleiten und zu unterstützen.
Sicherlich ist es auch in gewisser Weise vom Temperament abhängig, wie stark ein Kind auf verschiedenen Situationen reagiert. Umso wichtiger ist es, ihnen hier die passenden Strategien an die Hand zu geben, wie sie es dauerhaft lernen, sich selbst zu spüren und zu regulieren. Mit zunehmendem Alter sollte es definitiv besser werden. Hochsensible Kinder brauchen hierzu aber auch etwas länger.
Das allerwichtigste ist es aber immer, egal in welchem Alter, dahinter zu schauen. Was sind die wahren Auslöser? Im Supermarkt sind es nicht die Süßigkeiten, die das Kind nicht bekommt, vielmehr sind es die Situationen, die voraus gingen (Reizüberflutung etc.). Dementsprechend kann dann auch besser damit umgegangen werden.
Wenn größere Kinder immer noch unter starken Wutanfällen leiden, sollte ganz genau hingeschaut werden, was dahinter steckt. Gab es eine schwierige Situation? z.B. eine Trennung, Mobbing, Verlust eines geliebten Menschen, Umzug.
Unter Umständen kann es auch hilfreich sein, sich professionelle Hilfe zu holen.
Zusammengefasst:
- Wut ist eine wichtige Emotion, die nicht unterdrückt werden sollte.
- Der Wut muss der richtige Raum gegeben werden.
- Eltern sollten den Kindern helfen, die Wut in die richtigen Bahnen zu lenken.
- Wut entsteht durch Frust (Verletzungen, Enttäuschungen, nicht erfüllte Bedürfnisse etc.) deswegen muss man immer den wahren Grund dahinter finden/sehen.
- Am besten Möglichkeiten zum Abreagieren anbieten, bevor der Vulkan ausbricht. (Bewegung, laute Musik, in die Natur gehen, kuscheln etc.)
- Während eines Wutanfalls ist das Kind nicht zu erreichen, es kann sich nicht selbst regulieren. Man kann es nur begleiten, bis das Wutgewitter verzogen ist. Es ist ein Anfall, den das Kind nicht mehr steuern kann.
- Achte während eines Anfalls darauf, dass es niemanden verletzen kann.
- Nimm es aus der belastenden Situation und gib ihm die Möglichkeit, sich beruhigen zu können.
- Das Kind verletzt nicht absichtlich. Es kann in diesem Moment nicht anders, das hat nicht mit Dir persönlich zu tun.
- Mache dem Kind hinterher keine Vorwürfe. Es wird sich selbst schon schlecht genug fühlen.
- Nicht während dem Wutanfall mit dem Kind sprechen, schimpfen oder Konsequenzen androhen.
- Hinterher (wenn es sich wirklich beruhigt hat) kannst Du mit ihm sprechen. Gefühle verbalisieren und nach dem Grund der Wut suchen, kann für die nächste Situation hilfreich sein.
- Kinder werden mit zunehmendem Alter besser mit ihrem Frust umgehen können. Dazu brauchen sie aber die Möglichkeiten, die Wut und dem Umgang damit kennen zu lernen.
- Sei ihm ein gutes Vorbild. Zeig Deinem Kind, dass Wut sein darf aber zeige ihm auch Möglichkeiten, wie man damit besser umgehen kann.
- Sorge gut für Dich selbst, damit Du in schwierigen Situationen ruhig bleiben kannst.
- Wenn die Anfälle sehr schlimm sind und Du selbst nicht weiter kommst, hole Dir professionelle Hilfe.
Wutanfälle unserer Kinder sind nichts, dem wir hilflos ausgeliefert bleiben müssen. Wir müssen verstehen, was dahinter steckt und unsere Kinder darin unterstützen, Strategien zu finden, Frust und unerfüllte Bedürfnisse auf eine gute weise auszuleben. Wut ist ein Teil des Lebens, der wichtig ist und uns auf bestimmte Dinge aufmerksam machen kann.
Wir müssen nur lernen richtig damit umzugehen und unsere Kinder gut begleiten und unterstützen. Kein Kind ist mit Absicht oder aus Bosheit wütend. Es weiß nur vielleicht noch nicht, sich anders zu helfen.
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Eine Antwort
Hallo Svenja 🙂
vielen Dank für diesen wundervollen Artikel. E zeigt sehr deutlich, wie elementar es ist, daß wir uns einander im begleiten viel Zeit schenken dürfen. Du schilderst sehr deutlich und klar, wie essenziell es ist, daß und Emotionen durchlebnt werden müssen, um einen guten Umgang damit zu haben und sich selbst gut wahrnehmen zu können.
Ich finde deine Arbeit sehr wertvoll 😉
nochmals Danke!
Alles Liebe
Holger