Was Vielfühler und Normalfühler von einander lernen können

Das Zusammenleben von hochsensiblen und normalfühlenden Menschen kann immer wieder eine Herausforderung sein. Wie Du dies gut meistern kannst und was ihr von einander lernen könnt, list Du hier.

In den wenigsten Familien ist es so, dass es nur vielfühlende Mitglieder gibt. In den allermeisten Fällen gibt Feinfühler und Normalfühler, dabei gibt es wiederum verschiedene Konstellationen. D.h. manchmal sind die Feinfühler in der Überzahl und manchmal die Normalfühler.

 

Jede Zusammensetzung bietet ganz eigene Herausforderungen aber auch wunderbare Chancen. Bei uns ist es ja so, dass mein Mann als Normalfühler in der Minderheit ist, da mein Sohn und ich hochsensitiv sind. Und was unser noch ungeborenes Kind angeht, da werden wir uns wohl überraschen lassen müssen. 😉

Natürlich ist es so, dass das Zusammenleben in einer Familie immer auch eine Herausforderung ist, denn es leben verschiedene Individuen zusammen,die ihre eigenen Wünschen und Bedürfnissen haben und die berücksichtigt werden müssen. In feinfühlenden Familien gibt es allerdings ganz besondere Bedingungen für das Miteinander, denn die Wahrnehmung der Welt und der Umgang damit kann wahrlich sehr unterschiedlich sein. Dies fordert nicht nur den hochsensiblen Part zu viel Verständnis und Rücksichtnahme sondern auch den normalfühlenden.

Gegenseitige Rücksichtnahme:

Das Zusammenleben mit anderen Menschen kann manchmal für Feinfühler recht anstrengend sein, da wir ständig Reize verstärkt wahrnehmen und verarbeiten müssen. Hierzu brauchen wir oft Rückzugsmöglichkeiten, um gut für uns sorgen zu können. Dies fordert vom normalfühlenden Elternteil viel Unterstützung und Verständnis.

Wir wollen in unserer Andersartigkeit verstanden werden und möchte, dass unser Partner ein Gefühl für unsere Welt bekommt. Dabei müssen wir aber berücksichtigen, dass wir damit auch viel von unserem Partner verlangen. So wie es für uns Feinfühler normal ist, dass wir die Welt auf unsere Weise wahrnehmen, so ist es für Normalfühler eben normal, die Welt auf ihre Weise zu erfahren. Auch das will verstanden werden.

Es gehört auf beiden Seiten sehr viel Verständnis und wirklicher Wille dazu, sich in den anderen hinein fühlen zu können. Dies ist vor allem dann möglich wenn eine ehrliche Kommunikation stattfindet. Wir können nur verstehen, was in dem anderen vorgeht, wenn wir auch darüber sprechen, wie wir etwas aufnehmen, wie wir uns dabei fühlen und warum wir reagieren, wie wir es eben tun.

Wenn wir die Welt des anderen besser verstehen, können wir besser darauf eingehen.

Ist ein Elternteil Feinfühler, so wie bei uns,dann kann dieser Teil auch helfen, zu verstehen, wie das Kind die Welt wahrnimmt und warum es vielleicht auch oft anders reagiert als andere Kinder.

 

Sind jedoch beide Elternteile Normalfühler und nur das Kind Feinfühler, so ist es von besonderer Bedeutung, sich über dieses Thema zu informieren. Es gibt inzwischen viele Bücher und Berichte im Internet, die das Wesen von hochsensiblen Kindern gut beschreiben. Auch wäre es von Vorteil sich mit Menschen auszutauschen, die hochsensibel bzw. hochsensitiv sind, denn umso mehr man die Hintergründe kennt, umso besser kann man das Wesen eines hochsensiblen Kindes verstehen und dementsprechend besser damit umgehen.

Die Herausforderung:

Ist die Konstellation wie bei uns, ein Elternteil ist Normalfühler, der andere Feinfühler und ebenso das Kind, ist die Herausforderung für den normalfühlenden Elterteil recht anspruchsvoll.

Mein Kind und ich nehmen die Welt auf eine sehr ähnliche Weise wahr, verstehen uns oft wortlos, und nehmen dies auch als selbstverständlich hin. Mein Mann hat jedoch nur einen Einblick von außen auf diese Welt und versucht das Interagieren zwischen unserem Sohn und mir auf seine Weise  zu verstehen.

Wir haben oft Verhaltensweisen, die für uns völlig normal sind, jedoch aus unserer Feinfühligkeit heraus resultieren, diese sind für Normalfühler nicht immer leicht zu verstehen und können dann schnell zu Irritation oder Ärger führen. Dies fordert sehr viel Verständnis, Geduld und Einfühlungsvermögen auf seiten des Normalfühlenden.

 

Mein Mann und ich leben nun schon seit 12 Jahren zusammen und er kennt inzwischen schon einige Verhaltensweisen von mir und hat gelernt, dass diese aus meiner etwas anderen Sicht der Welt resultieren. Dadurch kann er auch unser Kind besser verstehen und hat sehr viel Geduld mit uns beiden. Jedoch kommt es selbst bei uns immer wieder vor. dass er manche Verhaltensweisen von uns nicht ganz nachvollziehen kann, dann ist es sehr wichtig, dass wir darüber sprechen um dies verständlich machen.

Das macht deutlich, dass es schnell passieren kann, dass ein normalfühlender Elternteil sich auch schnell abseits fühlen kann. Gerade dann ist es besonders wichtig, dass allen bewusst ist, dass dieser Part, mit seinem Denken und Verhalten ebenso wertvoll für die ganze Familie ist. Für uns ist mein Mann unsere Erdung und unser unverzichtbarer Ausgleich. 

Die Chance für die ganze Familie:

So wie der feinfühlende Elternteil wichtig ist für das Kind, da er die Welt des Kindes nachvollziehen kann und dementsprechend darauf reagieren kann, so ist der normalfühlende Elternteil wertvoll für die Familie, da dieser, wie ein Fels in der Brandung sein kann.

 

 

So kann der Normalfühler viel Bodenhaftung und Stabilität geben. Feinfühlende Menschen und insbesondere Kinder können immer wieder von Gefühlen überwältigt werden. Dann ist es wichtig, jemanden zu haben, der nicht mit leidet sondern einem Halt gibt und hilft seine Gefühle einzuordnen und zur Ruhe zu kommen. Dies kann jemand normalfühlendes oft besser, da dieser seine Gefühle selbst besser kontrollieren kann und somit auch als Vorbild dienen kann.

Auch ist es so, dass hochsensible Eltern dazu neigen, ein feinfühlendes Kind zu sehr zu beschützen.Der normalfühlende Elternteil jedoch beschert oft neue Abenteuer, in dem er das Kind lockt, aus sich heraus zu kommen und Neues auszuprobieren. Hochsensensible machen sich meistens viele Gedanken, über mögliche Risiken und Folgen bevor sie ins Handeln kommen, dadurch blockieren sie sich oft selbst. Normalfühlende sind da viel spontaner und ermöglichen dadurch Erlebnisse, die sonst vielleicht gar nicht möglich wären.

Auch fällt es normalfühlenden Eltern leichter, für das Kind zu kämpfen und sich einzusetzen. Da Feinfühler sehr harmoniebedürftig sind und dazu tendieren können, Konfrontationen zu vermeiden, fällt es ihnen oft schwer, sich für das Kind stark zu machen und ziehen sich evtl. zurück. Damit will ich nicht sagen, dass hochsensible Eltern ihre Kinder im Stich lassen, aber es fällt ihnen oft schwer. ihren Standpunkt in schwierige Situationen klar zu machen und so kann es oft erleichternd sein, wenn ein normalfühlender Elternteil zur Stelle ist, und Konflikte austragen kann. Beispielsweise bei Ungerechtigkeiten in der Schule mit Lehrern etc.

Ein normalfühlender Elternteil kann auch ein gutes Vorbild für eine offene direkte Kommunikation sein. Feinfühler Grübeln oft oder überlegen sehr genau, was sie sagen sollen bevor sie sprechen. Das birgt die Gefahr, dass sie dann gar nichts sagen oder nicht zu Wort kommen. Normalfühlende sind da direkter und sprechen oft frei weg von der Seele. So kann man auch als Feinfühler sicher sein, dass kein Blatt vor den Mund genommen wird, aus Angst davor, was andere denken oder sagen könnten. Diese Art der Kommunikation ist äußerst wertvoll gerade auch für hochsensible Menschen.

All das macht deutlich, wie wichtig und wertvoll ein normalfühlender Elternteil für die Familie ist. Ich persönlich bin meinem Mann immer wieder dankbar dafür, dass er mich immer wieder auf den Boder der Tatsachen zurück holt und wie ein Fels in der Brandung steht, und uns damit unglaublich viel Sicherheit gibt. Auch wenn es nicht immer nur einfach ist für uns. Aber wir respektieren und schätzen uns gegenseitig. So können wir sehr viel voneinander lernen und wachsen täglich miteinander. Es ist eine ständige Übung der Achtsamkeit. Aber sie lohnt sich.

Ich kann nur allen ans Herz legen, habt Verständnis füreinander, lasst euren Partner oder Kind an eurer Welt teilhaben, und versucht die Sichtweisen eurer Lieben zu verstehen dann werdet ihr mit einer tiefen und harmonischen Beziehung zueinander belohnt.

Austausch und Informationen hierzu und zu vielen weiteren Themen rund um hochsensible Familien findest Du in meiner neuen Facebook-Gruppe: Hochsensibel und löwenstark  und auf meiner Facebook Seite . Ich freu mich schon, dich hier zu begrüßen.

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