Bleiben wir bei dem Beispiel mit dem Spielplatz. Meistens ist es so, dass das Kind erst mal von außen beobachtet, keinerlei Anstalten macht, sich dem Spiel der anderen anzuschließen und sogar ängstlich reagiert und seiner Mama oder Papa nicht von der Seite weicht. Oft kommt es dann selbst nicht wirklich ins Spielen und kann sogar aggressiv werden, sollte man es trotz allen Widerstandes dazu nötigen, sich ins Getümmel zu stürzen.
Aber warum ist das so?
Das hochsensible Kind nimmt die Anderen und deren Spiel oft ganz anders wahr. Je nachdem auf welchen Ebenen das Kind hochsensibel ist, kann es sein, dass ihm der Geräuschpegel schrecklich laut vorkommt, es Gefühle und Spannungen bei den anderen fast körperlich wahrnimmt oder es mit den Spielen der anderen nichts anfangen kann. Die Liste der Gründe ist lang. Wir müssen verstehen, dass unsere eigene Wahrnehmung nicht der des Kindes entspricht.
Das Kind muss erst mal die ganzen Eindrücke verarbeiten, um nicht überwältigt zu werden und dazu muss es bei sich sein und braucht den Schutz der ihm vertrauten Person. Oft analysieren diese Kinder auch das Verhalten der anderen und entscheiden erst dann, ob sie Teil dieses Spiels sein wollen oder eben nicht.
Noch dazu ist es auch nicht selten so, dass hochsensible Kinder mit anderen gleichaltrigen Kindern gar nicht viel anfangen können, denn mit ihren Denkweisen und ihren Interessen sind sie ihren Altersgenossen. oft voraus. Auch sind sie manchmal einfach lieber für sich, da sie so in ihrer Welt, in ihrer Phantasie sein können ohne anderen viel erklären zu müssen. Sie spielen sogar äußerst gern auch mal für sich allein, so können sie für sich selbst einen Ausgleich vom stressigen Alltag des Kindergartens oder der Schule finden, bei dem sie gezwungen sind, sich mit anderen Kindern auseinander zu setzen. Wir sollten dabei aber auch immer vor allem mit uns selbst achtsam sein.
Wessen Wunsch ist es denn nun wirklich, dass unser Kind mit anderen Kindern in Kontakt geht?
Ist es der Wunsch, mit Gleichaltrigen zu spielen der des Kindes oder unser eigener?
Setzen wir unser Kind wohlmöglich unter Druck, weil wir eine bestimmte Vorstellung davon haben, wie es zu sein hat?
Was braucht das Kind wirklich?
Überall hört man, Kinder brauchen Gleichaltrige zum Spielen, dies sei so wichtig für die Entwicklung. Eine Vorstellung, die davon ausgeht, dass alle Kinder gleich seien. Ich will hier nicht bestreiten, dass Kinder auch Freunde im gleichen Alter haben können oder sollen. Aber wir sollten unseren Kindern auch ganz klar das Recht geben, selbst zu entscheiden, mit wem sie sich verstehen und mit wem nicht und ob sie vielleicht auch lieber für sich sind.
Das betrifft auch den Kindergarten und die Schule. Manche Eltern haben die Vorstellung, dass sich hier unbedingt Freundschaften entwickeln sollen. Aber nur weil das Kind gezwungenermaßen den Tag mit immer denselben Kindern verbringt, müssen sich daraus nicht unbedingt Freundschaften entwickeln. Wir haben doch unsere Freundschaften auch nicht unbedingt mit unseren Kollegen auf der Arbeit. Wir finden unsere Freunde ja auch überall. Dieses Recht sollten wir auch unseren Kindern zugestehen.
Denn gerade hochsensible Kinder sind oft auf der zwischenmenschlichen Ebene sehr empfindsam. Sie spüren oft viel schneller als andere, ob sie mit ihrem Gegenüber gut auskommen können oder nicht und entscheiden das sehr intuitiv.
Noch dazu kommt, dass sie oft auch andere Denkweisen und eine ausgeprägterer Phantasie haben und somit fühlen sie sich oft nicht verstanden von Gleichaltrigen. Diese Eigenschaften sind es auch, die die Kinder nicht selten dazu veranlassen für sich allein zu spielen. Und diese Kinder tun das gerne und vermissen für gewöhnlich auch nichts. Beobachte dein Kind hier genau.
Damit will ich nicht sagen, dass hochsensible Kinder keine Freundschaften führen können. Sie wählen sich ihre Freunde nur meistens genauer aus, aber wenn sie dann jemand gefunden haben, können diese Freundschaften sehr intensiv sein. Genau so sollten wir es als Eltern aber auch akzeptieren, wenn unsere Kinder eher Einzelgänger sind. So lange das Kind damit glücklich ist, ist doch alles gut.
Bedürfnisse:
Was heißt das nun aber für uns als Eltern?
Wir sollten immer genau prüfen, wessen Bedürfnis wir gerade versuchen, zu befriedigen. Ist es unser eigenes, weil wir unseren Kindern etwas vermeintlich Gutes tun wollen oder verlangt das Kind nun wirklich danach? Dafür müssen wir achtsam mit uns und unserem Kind sein. Unsere Kinder geben uns immer Zeichen, was sie brauchen, wir müssen nur genau hinsehen.
Und wenn Du das nächste mal auf dem Spielplatz bist, und dein Kind wieder mal nur für sich alleine spielt, dann betrachte es genau versucht die Welt des Kindes zu verstehen. Dann kannst Du sehen, dass es glücklich dabei ist und dass es dankbar ist, dass Du es genau so sein lässt, ganz ohne Druck. Denn das ist es, was dem Kind Kraft und Stärke gibt, wenn es spürt, dass es angenommen wird, so wie es ist und in seinen Bedürfnisse ernst genommen wird.
Dies gibt dem Kind auch das Selbstvertrauen tiefe zwischenmenschliche Beziehungen führen zu können, die es sich selbst auswählt.
Wir Eltern müssen hier einfach achtsam mit uns selbst sein, damit wir nicht vor lauter gut gemeinten Tatendrang, die Bedürfnisse unserer Kinder übersehen.